Wandlung gelungen
Hätten Sie Ihren Kurs beibehalten, hätte man ihnen möglicherweise vorgeworfen, so wie immer zu klingen. Das zweite Album nach der Wiedervereinigung bedeutet einen echten Wandel. Nach anfänglicher Skepsis und schwerer Umgewöhnung finde ich "The center won't hold" dennoch gelungen. Sleater-Kinney haben zwischen Störgeräuschen und Synthie-Pop-Klängen musikalisches Neuland betreten und sind sich dennoch igrendwie treu geblieben. Zwischendurch flammt dann in einigen Songs immer noch der rebellische Sound auf. Vor allem aber liefern die drei Damen eine schonungslose Stimmungslage der Gesellschaft ab - die Mitte wird nicht halten! "Nothing left but ruins at the end of our day", heißt es da im Song "Ruins". Oder "And if the world is ending now, Then lets dance, the bad dance" in "Bad Dance", dem viel zu kurzem Lied, in dem die alten Sleater-Kinney noch am ehesten durchscheinen. Und dass zum Schluss noch ein reines Klavier-Gesangsstück erklingt, wirkt zunächst höchst verstörend - aber es geht um MeToo. Schlagzeugerin Janet Weiss ist wegen künstlerischer Differenzenzen kurz vor Veröffentlichung des Albums ausgestiegen. Man kann es ihr nicht verdenken. Und für alle anderen bleibt "The Woods", das letzte Album vor der Reunion nicht nur der Höhepunkt des Schaffens von Sleater-Kinney, sondern einen Meilenstein der Rock-Geschichte. Aber: Stillstand ist Rückschritt. Und 25 Jahre muss man sich auch erst einmal im Showbiz behaupten können.