Penderecki "aus erster Hand"
Der polnische Komponist Krzysztof Penderecki, der im November 2013 achtzig Jahre alt wurde, konnte im Vorfeld seines runden Geburtstages den Freunden seiner Musik ein besonderes Geschenk machen: Die Aufnahme aller seiner bis dato geschriebenen Symphonien unter eigenem Dirigat.
Penderecki leitet dabei das 2007 gegründete Polnische Jugend-Sinfonieorchester, das sich durch hörbare Spielfreude und hohe Virtuosität auszeichnet. Die Aufnahmen des Sinfonie-Zyklus’ geben die Werke höchst transparent, mit voller Dynamik und in natürlicher Räumlichkeit wieder.
Der Komponist begann seine Laufbahn als Vertreter der Avantgarde mit dem Ausloten der Möglichkeiten des Orchesterklangs. Bereits mit der 1. Symphonie zeigt sich bei ihm aber eine Hinwendung zur spätromantischen Tradition, eine Entwicklung, die sich bis in die Gegenwart fortsetzt.
Pendereckis Musiksprache wurde damit unmittelbar zugänglich, was ihm aber auch übel genommen wurde. Unverdrossen ging und geht er jedoch den eingeschlagenen Weg weiter. Dabei ist es nicht so, dass er seine Musiksprache gewechselt hätte; tatsächlich zieht sich ein roter Faden von seinen ersten Werken bis in die Gegenwart. Dieser Weg des Komponisten lässt sich anhand der Sinfonien-Edition eindrucksvoll nachvollziehen.
Auch wenn die spätromantischen Bezüge in den Sinfonien durchaus aufscheinen, so wird dies nie Nachahmung, sondern ist eine Revitalisierung als Ausdruck von Pendereckis Personalsstil. Charakteristisch sind darüber hinaus ostinate Figuren und Tonballungen (Cluster) und Glissandi, die schon in den avantgardistischen Werken Pendereckis (gemeinhin als Klangflächenkomposition bezeichnet) eine Rolle spielen.
Fast allen Sinfonien ist ein religiöser Bezug eigen, wobei Religion generell das Gesamtwerk des Komponisten prägt. Vertont wurden überwiegend Texte der lateinischen Messe sowie Psalmen.
Kennzeichnend im sinfonischen Schaffen Pendereckis ist eine überwiegend melancholische Grundstimmung (z.B. bewirkt durch abfallende chromatische Skalen) und die Verwendung klassischer kompositorischer Formen (Sonatenhauptsatz, Fugato usw.) sowie der Gebrauch zumeist recht groß besetzter Orchester (bei den Sinfonien 7 und 8, in Mahler-Dimension, kommen Chöre und Gesangssolisten hinzu).
Als Kuriosum bleibt, dass Penderecki bislang keine 6. Sinfonie veröffentlicht, in der Zählung seiner Sinfonien also diese Ziffer übersprungen hat.