Gemischtes Vergnügen ?
Zunächst einmal freut man sich angesichts der desaströsen Katalog-Lage über jede neue Einspielung einer der kostbarsten Operetten der Zwanziger Jahre, aber das Vergnügen vergeht einem schneller, als man denkt:
Grundirrtum: die Operette wurde zwar in Berlin uraufgeführt, maßgeschneidert für die Massary, aber deshalb ist es doch keine Berliner Posse, wie der Dirigent irrtümlich annimmt. Alles ist derb-drastisch, das unverwüstliche Joseph-Duett zu Tode gemartert, die Orchesterbehandlung plump, so dass die wirklich manchmal grandiosen Texte keine Chance haben.
Jeder Vergleich mit der Massary verbietet sich natürlich, aber bei der Dasch ist vor allem die Stimme im Wege: dies ist kein Johann Strauß und auch kein Millöcker, sondern das grazlöse Spätwerk des großen Leo Fall, das chansonmäßig auszisieliert werden muss.
Wenn das Chanson vom Schach im dritten Akt so hirnlos geblökt wird, hätte man es streichen sollen.
Der König wird gern als eine Form der künstlerischen Altersversorgung angesehen - ich kannte einen grandiosen Mime, der auf der Bühne regelmäßig eingeschlafen ist, weil der Regisseur ihm ein warmes Fußbad verordnet hatte.
Nun, Zednik schläft nicht ein, aber das ist auch schon alles, was man über ihn vorbringen kann.
Über alle anderen Solisten möchte man den Mantel der Nächstenliebe breiten...
Auch ich bedaure es sehr, dass die fantastische Aufnahme mit der Pütz und dem jungen René Kollo, die ich gut kenne, immer noch nicht auf CD erschienen ist - aber wäre sie es, hätten alle anderen Einspielungen keine Chance (und diese hier wäre uns erspart geblieben...) Aber es gibt sogar noch eine ganz passable, entstanden in Leipzig für den DDR-Rundfunk und mit Jarmila Ksirova - der Zweit-Giuditta Lehárs und einer von Felsensteins drei Carmen ! Mancher Flohmarkt macht's möglich... "Denn die Männer - ob sie dumm wie die Hasen sind - oder Kenner aller Liebesekstasen sind: in die Falle - gehn sie alle, und sitzen fest, solang' du zappeln sie lässt !" - im Terzett mit Boulotte und Madeleine, das knistert wirklich so, wie es bei der Massary geknistert hat.
Bei der Dasch wird daraus biederer Lortzing. Aber die Töne stimmen natürlich alle.