Musikalisch und sängerisch, Regie wieder ein Totalausfall
Nachdem ich die Ausstrahlung im TV gesehen hatte, habe ich mich sehr über die Blu-Ray-Aufnahme gefreut, die seltsamerweise auf zwei Scheiben verteilt ist. Das Positive zuerst: Klang sehr gut, Elina Garanca als Kundry ein Ereignis, der Zeppenfeld als Gurnemanz ist ohnehin nicht zu übertreffen, auch Derek Welton als Amfortas weiß zu überzeugen. Wagner-Kämpe Andreas Schager gibt den Parsifal, an seiner sängerischen Leistung ist sicher nichts auszusetzen, ob er einem in seinem verordneten Schmuddel-Look sympathisch ist, muss jeder selbst entscheiden. Aufgezeichnet wurde die 2023er Bayreuther Produktion von Jay Scheib. Der Gral ist hier ein blauer Kristall, soll wohl irgend ein Lithium- oder Kobalbrocken sein, der am Ende von Parsifal zertrümmert wird. Dann stehen er und Kundry in einem Abklingbecken dumm rum, während eine 2. Kundry, etwas älter an Jahren, sich über den Gurnemanz hermacht, der darüber etwas erstaunt scheint, obwohl er schon vier Stunden vorher beim Vorspiel mit ihr am Boden rumgeturnt ist. Am Boden wälzen und dumm rumstehen sind die Hauptaufgaben der Protagonisten, natürlich ist dem Regisseur auch zu den heiklen Stellen wie Fußwaschung und Salbung nichts Neuss eingefallen. Einfach nur peinlich, genauso wie das Rumgekraxle des in ein Gummihemd gekleideten Titurel von Tobias Kehrer. Nur noch peinlich ist die Schwuchtelei von Klingsor (Jordan Shanahan), dessen doofe Blumenmädchen in ihren bunten Kostümen zumindest einen erfreulichen Kontrast zu den Gralsrittern und Ritterinnen (!) bilden. Ansonsten gibt es viel Blau und Gelb, die Ukraine lässt grüßen, wo der Zusammenhang mit dem Parsifal ist, weiß wohl nur der Regisseur. Wer aufs Bild verzichten kann, ist mit dieser Aufnahme sehr gut bedient, Pablo Heras-Casado, der zum Schluß als völlig durchgeschwitzter Dirigent eingeblendet wird, hat im Graben alles gegeben.
Bleibt die Hoffnung, dass doch noch einmal ein Regisseur kommt, der Wagners Bühnenweihfestspiel wenigstens halbwegs gerecht wird.