Wie der Serenaden-Fuchs zu seinem Namen kam, Teil 1
Robert Fuchs wird heute in erster Linie in seiner Rolle als Pädagoge gesehen; seine Schülerliste umfasst eine beeindruckende Zahl berühmt gewordener Komponisten. Aber auch als Komponist genoss er hohes Ansehen, wurde immerhin von Johannes Brahms, der ja nicht gerade zimperlich mit seinen Kollegen umging, hoch geschätzt. In erster Linie als Eklektiker zu bezeichnen, findet sich in seinem Oeuvre auch das ein oder andere moderne oder zumindest zeitgemäße Element; gegen die gewaltigen Entwicklungen der Musik zu Beginn des 20. Jahrhunderts wirkt das allerdings wenig charakteristisch. Als Fuchs 1927 starb, war er längst von seiner Zeit eingeholt worden. Unter seinen Kompositionen sind fünf bedeutende Serenaden zu finden; die erste war Fuchs’ erster Hit und machte ihn berühmt. Tatsächlich nannte man den Komponisten später gern den „Serenaden-Fuchs“. Verteilt auf zwei CDs liegt nun eine Gesamt-Einspielung der Serenaden vor, die um das verwandte Werk „Andante grazioso und Capriccio“ op. 63 ergänzt wird. Wie dieses Werk sind die ersten drei Serenaden für Streichorchester geschrieben; während diese drei Serenaden aber auch zeitlich zusammengehören, ist op. 63 vom Tonfall her eher den beiden späten Serenaden (deren vierte das Streichorchester allerdings um Hörner ergänzt, während die fünfte für kleines Orchester geschrieben ist) verwandt. Mit Ausnahme der vierten sind alle Serenaden viersätzig und können so durchaus auch als Sinfonietten gehört werden. Die erste Serenade ein luftig-duftiges Werk, dessen Qualität von den Zeitgenossen richtig beurteilt wurde und das es auch heute wieder verdiente, regelmäßig gespielt und gehört zu werden. Der Streichorchestersatz ist transparent und farbenreich, was neben der Komposition sicher auch der inspirierten und technisch versierten Interpretation des Kölner Kammerorchesters zu danken ist. Oft habe ich mit Streichorchestermusik meine Schwierigkeiten, der Klang nutzt sich zu rasch ab, es fehlen Nuancen, oft klingt der Satz ganz im Gegenteil dick und schwülstig. Nichts davon hier in den mal filigran verspielten, dann wieder innig empfundenen, im warmen Streicherklang aufblühenden Sätzen. Leider kann die zweite Serenade dieses Niveau nicht ganz halten; sie wirkt weniger inspiriert. Eher schwerblütig ist schließlich „Andante grazioso und Capriccio“. Mir persönlich leuchtete bislang nicht ein, warum man dieses Werk nicht auf die zweite CD gepackt hat, wo es thematisch besser gepasst hätte, und dafür die ebenfalls hier thematisch besser passende dritte Serenade aufgenommen hat. Möglicherweise hätte das aber die besseren und die etwas weniger gelungenen Werke ungleichmäßig verteilt. Allein nämlich wegen der ersten Serenade, die eine echte Bereicherung für das nicht so breite Repertoire wirklich gelungener Streichorchesterkompositionen darstellen dürfte, lohnt sich die Anschaffung dieser CD.