Mendelssohn - ernst genommen
Kirschnereit steuert einen gewichtigen Beitrag zur Mendelssohn-Diskographie (und -Diskussion) bei: Er gibt den langsamen Sätzen - besonders des unterschätzten zweiten Konzerts - die nötige Ruhe und Tiefe, bleibt aber den quicken Ecksätzen und ihrer charakteristischen Mischung aus polyphoner Meisterschaft und Elfentanz-Leichtigkeit nichts schuldig. Die Bewertung des rekonstruierten "3. Konzerts" mit dem für Klavier bearbeiteten letzten Satz des Violinkonzerts (es ist eigentlich das 5., wenn man die beiden Jugendkonzerte, darunter eines für Klavier und Violine mitzählt, streng genommen aber sogar das siebte, nimmt man die beiden großartigen Konzerte für 2 Klaviere mit in die Aufzählung hinein) ist wohl Geschmackssache: viel interessante Musik, aber ein Repertoirestück wird es sicher nicht werden - Mendelssohn selbst, bis zur Selbstquälerei selbstkritisch, hätte bei diesem Stand der musikalischen Dinge sicher nicht Halt gemacht. Fazit dennoch: Toll gespielt, gut aufgenommen, zusammen mit dem brillanteren Thibaudet und dem hypersensiblen Perahia wohl eine der Referenzen!