Elgat at his best
Mit dem Violinkonzert Elgars haben es viele Hörer nicht leicht. Es ist von außergewöhnlichen Dimensionen, nicht so leicht zugänglich wie so vieles anderes von dem Komponisten, sehr virtuos, eine Herausforderung für den Hörer und auch für den Solisten.
Gerade letztes führt dazu, dass das Werk immer wieder neu eingespielt wird, denn wer das spielen und überzeugend gestalten kann kann, der ist wahrhaftig auf dem Gipfel seiner Zunft angekommen. Gleichzeitig bedeutet dies, dass man auf eine immens lange Interpretenreihe zurückblicken kann, an der man sich, will man eine weitere Lesart präsentieren, messen lassen muss. Da ist die bis heute vielleicht in ihrer Intensität unerreichte Aufnahme mit Albert Sammions, da ist der junge Menuhin, der sich unter Sir Edwards Leitung die Seele aus dem Leib spielt, da ist der noble Heifetz und in Folge wirklich alles, was Rang und Namen hat bis hin zum Star der Gegenwart: Hilary Hahn.
Die ursprünglich aus den frühen 90ern stammende Aufnahme Salvatore Accardos ist nun bei Briliant erschienen und somit ein Schnäppchen für jeden, den dieses Werk interessiert. Dabei ist nicht nur der läppische Preis ein Grund, die Aufnahme ins heimische CD-Regal zu stellen. Nein, die Aufnahme ist einfach ausgprochen gut, Accardo beherrscht die Partie ohne Fehl und Tadel, sein Ton ist brillant, die Herangehensweise sehr gesanglich, die Gestaltung der virtuosen Ausbrüche ist packend, die ruhigen Momente sanft, emotional und introspektiv. Dabei achten sowohl der Solist auch der das London Symphony Orchestra glänzend führende Richard Hickox darauf, dass das Werk nicht zu einem bloßen Virtuosenkonzert verkommt, sondern dass hier Elgar musiziert wird. Es geht nicht um Accardo, es geht um Elgar. Kein Wunder, war doch Hickox sein ganzes - viel zu kurzes - Leben lang, ein Spezialist in Sachen Elgar. Und so dienten Solist, Orchester und Dirigent in schöner Harmonie dem Werk und es entstand Aufnahme, die man sich nicht entgehen lassen sollte, zumal auch der Walton nicht nur eine Dreingabe, sondern eine ausgesprochen solide Aufnahme des deutlich seltener zu hörenden Werkes ist (wenn vielleicht nicht ganz so inspiriert wie diejenige Heifetz').