Magie der Langsamkeit
Breit, magisch, versponnen, quälend, buddhistisch. Das sind typische Begriffe, mit denen "Celi" und sein sehr spezieller Dirigierstil immer beschrieben wurde. Mir hat er zunächst Brahms erschlossen. Mit seinem Mozart wurde ich dagegen nie warm. Beethoven wähnte ich in derselben, drögen und zähen Ecke. Doch jetzt habe ich mich daran gewagt und bin restlos begeistert. Nicht, dass ich als Münchner Abonnent auf Dauer nicht wahnsinnig geworden wäre. Celibidache hat offenbar wirklich alles seinem breiten Duktus unterworfen. Doch so, wie man Wörter rhetorisch durch Dehnung und Betonung in ihrer Bedeutung aufwerten und nach Belieben verändern kann, so macht das der Magier der Langsamkeit auch mit Musik. Langsame Sätze werden zu Meditationen, schnelle bekommen neuen Inhalt. "Das Tempo wähle ich, je nachdem wie es klingt". Mit diesem Zitat berief sich der Rumäne gerne auf Furtwängler. Und tatsächlich: Wer diese Einspielungen nicht kennt, hat etwas in der langen Interpretationsgeschichte verpasst. Und ein Wort zum Originalklang: Manchmal denke ich, dass Beethoven - als Mensch ohne Kenntnis der Rasanz der modernen Technik - Allegro vielleicht wirklich so meinte und nicht schneller...