Frank-Peter Zimmermann und die B-Phil
Die Berliner Philharmoniker sind seit mehr als zwölf Jahren Pioniere im Konzert-streaming über ihre #Digital-Concert-Hall und inzwischen auch in audiovisuellen hi-res- und 4k-Formaten höchstwertig eigene Produzenten ihrer Philharmonie-Konzerte.
Abonnenten der DCH sind die meisten Konzerte qua live- bzw Archiv-streaming natürlich bekannt, und wenn bestenfalls eine LAN- bzw nur eine W-Lan-Vernetzung funktioniert (DTS-Neo, 48Khz), braucht man die CD- bzw Blu-ray-Produkte eigentlich nicht mehr, sofern man der Netzverbindung vertrauen und so audio-visuell hohe Ansprüche befriedigen kann.
Die vorliegende und (m.E. preziös) aufwändig produzierte Edel-Kassette mit den Frank Peter Zimmermann-Konzerten, die mir allesamt qua streaming schon bekannt waren, belegt dezidiert, dass die gebotenen CD-BluR- sowie 96+K-download-Ausgaben etwas besser klingen (und schärfer aussehen) als das DCH-streaming, allerdings nur im direkten Vergleichs-switch mit adäquater Anlage, z.B. SACD-Mehrkanal, Standboxen mit Kompaktboxen plus Sub.
Last not least, wirklich nicht zuletzt, doch zur Musik:
Zimmermann und die B-Phil spielen diese verschiedenen Konzerte auf höchstem musikalischen und instrumentalen Stand und unerhört aufregend stellenweise, allesamt live!
Soviel über Jahre partnerschaftliche Vertrautheit und musikalisch aufmerksame Umsicht wie spielerische Souveränität klingt schlichtweg staunenswert und partiell überwältigend.
Die neueste Einspielung, Beethovens später und einzigartiger Violinkonzert-Klassiker, erfährt hier eine stringent schlanke, etwa die Toscanini-Heifetz-Version erinnernde Darbietung, wie man hören kann, aber auch sehen muss:
Durch Zimmermanns solistisch begleitende Eingriffe in Hardings frapierend stringent dirigierte Tutti-Passagen geschieht ein wirklich unerwartetes, korrespondierendes musikalisches Miteinander, ein Gesamtbild von Solist und Orchester als ungewohnt konzertierende Einheit. Das muss man allerdings auch sehen.
Und Bartoks lang als zu 'privat' inkriminiertes, frühes, noch innerlich romantisches erstes Violinkonzert erfährt hier eine zwingende Wiedergabe, die mit der berühmten Oistrakhs und Roshdestwenskys vergleichbar erstrangig ist, ebenso überzeugend das 'klassisch' grosse dreisätzige, zweite Konzert mit zwölftönerisch anklingenden Passagen im Eingangssatz, jedoch harmonischer Geschlossenheit im Ganzen: Allegro-Andante-Allegro. Fabelhaft musiziert.
Alban Bergs wirklich avanciert neu-tönendes, zugleich lyrisch wie pathetisch gestimmtes Konzert, im Andenken an Alma Mahlers Manon-Engel, erfährt auch durch Petrenkos strenge Assistenz des schwelgerisch-hyperomantischen Solos eine plausible Konsistenz.
Musikalisch wie klangtechnisch also ein wirklich hoch erfreuliches, z.T. überwältigend musiziertes und in Szene gesetztes Solo-Konzert-Album, mit nur (m)einem zuvor schon vermerkten Verdikt:
das Produkt-Design ist mit übertriebenem Materialaufwand auf luxuriöse Wertigkeit wohl für ein Klientel fabriziert, dessen Anspruch auf wertige Verpackung kaum einer werkdienlichen, künstlerischen Wahrheit entspricht, zumal für den Text und schlechte s-w-Fotos ein ganz normales Bookletformat hinreichend gewesen wäre, und für die drei CDs eine handelsübliche Kassette - less is more!