Satie sans esprit
Olga Scheps und ihr Klassik-Marketing haben ein Satie-Album produziert. Wen wundert's, anlässlich dessen 150. Geburtstags ergab sich eine vermutete Marktlücke: auch weil die meisten Hörer nur die erste der drei frühen 'Gymnopedies' kennen, allenfalls etwas aus den 'Gnossiennes'. Unerforschtes Potential also.
In einem BR-Interview zu ihrer neuen CD gab Scheps auch locker und unbedarft zu, Satie eigentlich nur dem Namen nach, weniger seine Musik, klar doch die Hits, gekannt zu haben, so als, na hallo, seriöse Pianistin. Man kann, muss nicht, das Interview bei BR-Klassik nachhören, es sagt wenig über Satie und diese CD, viel über die musikalische Disposition von Frau Scheps aus, die sich eigentlich zu Tieferem, wie den tiefsinnigen Russen, befähigt fühlt. Dies hört man auch diesem Satie-Album an. Es klingt vor allem wenig französisch inspiriert und gewitzt im literarischen Sinn - absolut essentiell für Satie und sein weniger musikalisches als quasi-poetisches Fundament. Diese (musik)sprachliche Gewitztheit fehlt leider in dieser Darbietung. Wenig Kultur-Niveau-Cocteau, allerdings zuviel gleichförmig gewichtig-robuste russische Gangart, ohne nuancierten Anschlag.
Bei Sheps klingt Satie wie bräsiger Rachmaninov, den sie womöglich in seiner spätromantischen, virtuos-artistischen Eleganz auch ebensowenig versteht, geschweige denn so spielen kann. Wenn man ihr Spiel z.B. mit dem der Anne Quefféllec, die ein profundes Satie-Album 1988 herausgab, vergleicht, scheinen sich Abgründe pianistisch-musikalischer Art aufzutun, was geistige Ergründung und Gestaltung anbelangt: bei den mittleren 'Je te veux', ein vergleichsweise umfangreiches Stück, tun sich doch eklatante Unterschiede auf, wie bei den eher simplen 'Gymnopedies' - Nuancierte Phrasierung, timing - Fehlanzeige
Ein musikalisch überflüssiges Album, immerhin für Schep-Fans ein styliges PS-Cover. -Wenn doch Satie wenigstens so artifiziell klingen würde.