Der junge Meister des Bluesrocks, wie immer in Perfektion!
Ende Februar 2016, Bonn, Beethovenhalle: "The Guitar Event of the Year" ist in der Stadt.
Joe Bonamassa beginnt auf die Sekunde genau, punkt 20 Uhr, mit seinem Konzert. Er ist gut gekleidet in einem hellroten Anzug und die Sonnenbrille sitzt. Der Klang ist druckvoll und transparent.
Die Lichtshow hüllt die sechs Musiker und die Bühne stets in ein perfektes Licht. Die Instrumente blitzen - kein Staubkorn, kein Fingerabdruck. Nach fast jedem Song bekommt Bonamassa eine neue Gitarre gereicht.
Nach fast einer Stunde die erste Ansprache ans Publikum. Es gibt nichts auszusetzen. Ein fast schon zu perfektes Bild, das der 38-jährige, amerikanische Superstar des Bluesrock auch mit seinem neuen Studioalbum "Blues of desperation" auf den Takt genau einhält.
Der kurze Eingangsbericht entstand bei einem Konzert seiner soeben beendeten Deutschlandtournee.
Diese sorgte fast überall für ausverkaufte Hallen und begeisterte Reaktionen.
Kein Wunder: Joe Bonamassa ist der Mann der Stunde. Seit gut 15 Jahren zeigt sein Kompass in Richtung Weltruhm.
Er verleiht dem Bluesrock die dringend notwendigen neuen Impulse, mischt die Einflüsse frech durcheinander und präsentiert das Ergebnis als Rettungsring eines Genres, das lange Zeit den Eindruck vermittelte, in erster Linie von und für Menschen männlichen Geschlechts jenseits des Rentenalters geschaffen worden zu sein.
Die Konzerte in Deutschland wurden mit dem stampfenden Doppel "This train" und "Mountain climbing" eröffnet.
Zwei starke Titel des neuen Albums - harter Bluesrock, groß in Szene gesetzt.
"I'm just a poor man working day by day. Life's been a struggle, there's a mountain in my way" heißt es in "Mountain climbing". Das nimmt man dem passionierten Gitarrensammler und Anzugträger ebenso wenig ab, wie den ebenfalls großartig geratenen Titeltrack "Blues of desperation". Verzweiflung? Höchstens darüber, wo er seine ganzen Auszeichnungen und Preise denn noch unterbringen soll.
Auszeichnungen, die sicherlich auch seinen immer hochkarätigen Begleitmusikern gelten müssen.
Allen voran diesmal Produzent Kevin Shirley (Iron Maiden, Journey), aber auch Drummer Anton Fig, der dieses Mal mit Greg Morrow sogar noch einen Partner bekam. Gemeinsam mit Michael Rhodes (Bass) und Bonamassa bilden sie ein "Power-Quartett" (O-Ton Bonamassa), welches sich mit Reese Wynans (Hammond Orgel, Keyboards), der bereits mit Stevie Ray Vaughan gespielt hat, zur perfekten Bluesrock-Combo entwickelt.
Da ist es wieder, dieses Wörtchen: Perfekt! Vollendeter Bluesrock, oder antiseptische Makellosigkeit?
Die Frage bleibt wie immer offen, da ich sie mir nicht erst seit "Blues of desperation" stelle.
Jedenfalls ein tolles Album mit dem nötigen "Drive", welches nicht nur die erste Auskopplung ist, sondern auch die Marschrute des gesamten Werks vorgibt.