Ein großes Album voller majestätischer, Gänsehaut verursachender Balladen!
Das war schon eine kleine Sensation, als der britische Singer und Songwriter Bill Fay, nach einer kreativen Pause von über 40 Jahren, mit "Life is people" sein erstes Album mit neuem Material veröffentlichte.
Im Laufe der Jahrzehnte hatte sich der Sänger und Pianist, der seine Karriere 1971 nach zwei relativ erfolglosen Alben vorläufig auf Eis legte, den Status eines gut gehüteten Geheimtipps des Psychedelic-Folk erworben.
Bekannte Musiker wie Nick Cave, oder Jeff Tweedy von Wilco zählen ihn zu ihren musikalischen Vorbildern.
Das Comebackalbum wurde von der internationalen Musikpresse durchweg hoch gelobt und gefeiert.
Mit "Who is the sender?" hat der jetzt 71-jährige Bill Fay zusammen mit dem jungen Produzent Joshua Henry nun ein mehr als würdiges Nachfolgewerk heraus gebracht.
Wieder beweist er sich als wahrer Meister der ruhigen und mystischen Songs. Sein leicht brüchiger, aber sehr ergreifender Gesang und sein sanftes Klavierspiel stehen im Vordergrund. Im Hintergrund flirren atmosphärische Sounds, die mal ein ganz klein wenig rockig, meist aber orchestral getragen daher kommen.
Seine Arrangements sind packend und perfekt; seine Texte manchmal spirituelle Sinnsuchen, wie in "Underneath the sun", oder wie im Titeltrack die Frage nach der eigentlichen Herkunft der Musik.
Es sind oft Gospel-Stücke mit Streichern, Piano, elegischen Bläsern, schwellender Orgel und getragener elektrischer Gitarre, alles schwelgt, ein wenig pathetisch, zum Teil feierlich.
Leben ist in diese Songs eingeflossen und zeitgleich ist jedes Stück auch irgendwie ein Abschied. Man denkt an "The dark side of the moon" von Pink Floyd und an die großen Balladen von Peter Gabriel, an dessen Stimme und Stilistik mich Fay manchmal erinnert.
"Who is the sender?" ist ein in sich gekehrtes Album voller majestätischer Balladen und die Songs scheinen allesamt aus einem inneren Frieden heraus geschrieben worden zu sein.
Seine Stimme setzt Bill Fay recht vorsichtig ein, sie tritt nie in einen offensichtlichen Mittelpunkt, sie unterstreicht vielmehr die Texte im Flüsterton und nimmt einen leise erzählerischen Charakter ein.
Für Bill Fays neues Album sollte sich der Zuhörer Zeit nehmen und genießen können und wer es versteht, sich hinzugeben und zu lauschen, für den ist das Album ein stilles Fest und ein ums andere Mal ein wohlig Gänsehaut verursachendes Juwel! "The geese are flying westward" gibt als Opener exakt die passende Marschrichtung dafür vor.
Man hört den Songs an das der Mann in den vergangenen Jahrzehnten seinen inneren Frieden gefunden haben muss.
So kann er gerne noch lange weitermachen!