Klanglich aufregende Darbietung
Zur Interpretation der Sinfonien Schuberts gibt es sehr unterschiedliche Vorlieben, Schwerpunkte, Ansätze und kaum einer wird ohne Abstriche durch eine Gesamteinspielung tragen, denn das würde bedeuten, jeder Phase von Schuberts komponieren immer neu gerecht werden werden zu können. So haben manche Einspielungen ihre Glanzlichter bei den späten, andere bei den frühen Sinfonien. Ich finde, dass sich Brüggen in diesem Umfeld mit einer durchgehend tragfähigen Interpretation sehr gut behaupten kann. Ich finde diese Sammelbox seiner Schubert-Einspielungen bietet - unter HIP-Vorzeichen - einen sehr guten Einstieg in Schuberts sinfonisches Werk. Schade finde ich die Auslassung einer Wiederholung im Finale der 4. Sinfonie. Ansonsten musiziert das Orchestra of the 18th Century unter Brüggen sehr diszipliniert und schwungvoll. Was mich vor allen Dingen beeindruckt ist der Klang der historischen Instrumente, der, wohl auch aufgrund der verkleinerten Orchestergröße, mit großer Differenziertheit durch die Aufnahme vermittelt wird. Das macht für mich den eigentlichen Wert dieser Aufnahme aus, wobei ich die Gesamteinspielung von Immerseel (noch) nicht kenne.
Da Booklet ist eher dürftig zu nennen, Angaben zu Instrumenten, Besetzung etc. sucht man dort vergebens, lediglich ein dreisprachig abgedruckter Text von Lindsay Kemp führt in die sinfonische Welt Schuberts und die Interpretation Brüggens ein (allerdings ist das bei einer solchen preislich fünstigen Zusammenstellung auch nicht anders zu erwarten). Die Zählung der Sinfonien folgt der traditionellen falschen Nummerierung von 1-9.
Trotz dieser kleinen Abstriche halte ich die Box insgesamt, was ihren musikalischen Wert betrifft für sehr empfehlenswert.