"Des Kaisers neue Kleider" resp. ein hochgejubelter Jazzdilettant in Aktion
Der von der sog. Jazzfachpresse gehypte "Pianist" Vijay Iyer hinterlässt mich so ratlos wie auch die aktuelle Produktionslinie von ECM (mit Pianisten-Neuentdeckungen wie Iyer, Ethan Iverson und dem schweizerischen Yoga-Pianör Nik Bärtsch). "Uneasy", also unbehaglich, nennt sich Iyers neuestes Opus...und unbehaglich und irritiert fühle ich mich auch beim Anhören des Albums. Swing?, Drive?, Dynamik?, Dramaturgie?, timing and spacing?...gibt es bei Iyer kaum, mit Ausnahme des Drummers Tyshawn Sorey, der den totalen Absturz etwas zu dämpfen vermag. Und wer mit der modernen Jazzpianotradition von Bud Powell über Bill Evans, Corea, Hancock, Jarrett bis hin zu Paul Bley musikalisch sozialisiert wurde samt dem entsprechendem Vokabular (Melodik, Harmonik, Artikulation, Phrasierung, musikalische Interaktion, Traditionsbewusstsein etc.) wird Iyers Ansatz als beschämend amateurhaft und dilettantisch einstufen und seinen gehypten Erfolg als gezielt platziertes Marketing taxieren. Und wie er es zum "Harvard Professor of Jazzmusic and Philosophy" schaffte, bleibt mir schleierhaft. Bezeichnend auch der Befund eines Jazz Insiders aus der New York Szene: "He is a modest and smart guy but a real insult to the standards of excellence that ECM has formerly kept pretty high with pianists like Chick Corea, Keith Jarrett, Richie Beirach, Steve Kuhn, John Taylor, Paul Bley and others".