Inverkennbar DOTA
Dota Kehr mauserte sich von der schüchternen Sängerin zu einer gestandenen Musikerin. Mittlerweile sieht man nichts mehr vom Mädchen, das den Augenkontakt mit den Fans vermied. Heute spielt sie gekonnt mit ihrem Publikum. Auch wenn sie Kapuzenpullover und Jeans über die Jahre gegen Kleid und Stiefel tauschte, verlor sie nie ihren Mädchencharme und ihre Authentizität. Mit ihr wuchs auch ihr Publikum: Sie füllt unterdessen Hallen und meistert engprogrammierte Tourenpläne, die manch anderen Künstler an seine Grenzen bringen würden. Das typische DOTA-Publikum werden sie vergeblich suchen.
Ihren Durchbruch schafften DOTA und ihre Jungs, die von den Stadtpiraten einfach zur «Band» wurden, mit dem Album «Keine Gefahr». Es enthielt erstmals Stücke, welche auch eine breitere Masse ansprachen. Banal oder angepasst wurde sie trotzdem nie.
Auch das neuste Album enthält zwar gängige Popelemente und kommt zugänglicher daher
als früher. Es ist aber trotzdem weit weg vom Mainstream und verzichtet nicht auf die für DOTA typische Tiefe.
Auch im grossen Titel «Die Freiheit» beschreibt DOTA die Suche nach einer kleinen, individuellen Freiheit, Was anfänglich witzig klingt, erhält beim kritischeren Hinhören eine bittere Ironie, die immer an einen grösseren Kontext anlehnt. Aktuelle politische Themen mischen sich mit zufälligen Begegnungen im Alltag.
DOTA gelingt es ein Album zu schaffen, das durchaus einfach bloss unterhalten kann. Dennoch bietet es viel Futter zum Nachdenken, wenn man sich die Zeit nimmt, die Feinheiten und Doppeldeutigkeiten der Texte für sich zu erkunden.
Getragen von talentierten Musikern, betritt DOTA immer wieder neues Terrain. Sprachlich jedoch bleibt sie ihrer facettenreichen Alltagspoesie treu. Anfänglich überhörte Feinheiten, lassen die Geschichten, die DOTA so schön zeichnet, plötzlich in andere Richtungen gehen und befinden sich mit einem Mal in einem bedeutend grösseren Kontext. Zeitgleich lassen sie immer genug Raum, um sich und seine eigene Geschichte darin zu finden.
Besonders zu empfehlen ist das limitierte Box-Set. Dieses umfasst die Doppel-CD/LP mit weiteren sieben Stücken, die es aus Platzgründen nicht aufs Album geschafft haben. Zudem enthält sie einen bedruckten Turnbeutel, ein 60-seitiges Songbook (Gitarrentabulatur und Akkorde), zwei Postkarten (eine davon handsigniert) und einen Sticker.