Experiment im Grenzbereich der historisch informierten Wiedergabe
Ein interessantes Experiment, das jedoch nicht ganz geglückt ist. Obwohl die Ensembles damals viel kleiner waren und die Komponisten sicher nicht in so großen Dimensionen gedacht haben wie es heute im Konzertsaal üblich ist, ist doch einiges nicht ganz stimmig:
a) Bei einigen Stellen klingt der Streicher-Chor nicht ganz stimmig, da die Violinen manchmal zu dünn klingen gegenüber den tieferen Streichern - oftmals wären 4 Violinen anstatt der nur 2 sinnvoll gewesen. b) Das verwendete Klavier ergibt in den tiefen Lagen keinen runden oder gar singenden Ton, lediglich die oberen 3 Oktaven sind sehr in Ordnung und ermöglichen dem Pianisten ein ausdrucksvolles Spiel. Auch ist die Klangschönheit des verwendeten Fortepianos sehr begrenzt bei großer Lautstärke.
Solist und Ensemble erbringen eine schöne und sehr stimmige Interpretation, die jedoch klangliche Grenzen aufzeigt. Insgesamt also ein schönes Beispiel, was man mit Instrumentarium der Zeit machen kann. Aber was sich die großen Komponisten dieser hochklassischen Zeit kurz vor dem Beginn der Romantik erdacht hatten, wird nicht ganz erreicht. Die Komponisten haben damals die neuen Entwicklungen der Technik sicherlich verfolgt und beim Komponieren oft "vorausgedacht", was möglich sein sollte, ansonst könnten prätentiös und ausdrucksvoll spielende Meister nicht so viel mehr an Klangfarbe und Ausdruck erbringen können mit heutigen Klavieren.
Die Aufnahme ist ein schönes Beispiel, was mit dem Fortepiano möglich ist gegenüber der heutigen Mode an undifferenziertem Hammerklavier-Gedonnere vieler heutiger Dutzend-Aufnahmen, aber was der Komponist damals "erdacht" hatte, wird doch nicht ganz erreicht.