Fantastischer Agententhriller vor glaubwürdigem Hintergrund
Die große Stärke dieses Films ist die Detailverliebtheit.
Zum einen der Realismus in den Hintergrundgeschichten: Die Jagd im arktischen Winter (Dampfende Eingeweide! Mit optischen Anleihen an "Die Rache des Fährtensuchers", und einem leichten Nachhall von "Jeremiah Johnson".), die Hütte, die marokkanische Wüste, der Campingbus der Aussteigerfamilie, der Campingplatz, der Flamenco, die Teenie-Erotik, die dreckigen Straßen von Berlin (statt New York oder einer anderen US-Metropole). Drehbuchautoren und Regisseur versuchen hier nicht ihre eigene stereotypisch-vereinfachte Realität zu erfinden und gewohnte Kost aufzutischen um die Zuschauer nur nicht zu überfordern, wie Hollywood es gerne tut, sondern geben sich unglaublich viel Mühe mit den Sets und Settings.
Die Kampf- und Actionszenen dagegen sind das Gegenteil von Realismus, aber dafür feinstes Actionkino auf der Höhe der Zeit. Nicht nur das, sie sind mit Stil arrangiert, eine visuelle Augenweide mit eigenem Rythmus, trotz aller Geschwindigkeit der Auge und Hirn kaum folgen können.
Die Hauptgeschichte ist zwar größtenteils zusammengeklaut, aber nur aus bewährten Vorlagen, und gut aufgebaut - auch hier beweisen die Macher Geschmack. Klar ist sie rundum fiktional, mit Anleihen an "Universal Soldier" und andere SF-/Gesellschaftsvisionen, aber insbesondere bei der unpersönlichen Rücksichtslosigkeit des CIA-Apparats möglicherweise näher an der Realität als einem zivilisierten Menschen des 21. Jahrhunderts lieb sein kann... Man wird als Zuschauer trotz der Länge bei der Stange gehalten, und will tatsächlich wissen "Wer ist Hanna?"
Also eine fantastische Geschichte vor glaubwürdigem Hintergrund, und damit spannendes, intelligentes Kino. Agenten- und Actionthriller sind nicht mein bevorzugtes Genre, aber wenn sie so daher kommen wie dieser Film, dann bitte mehr davon!