Nach "Die Tage in Paris" hatte ich mir mehr erhofft...
Cover:
Das Cover hat mich total angesprochen. Es ist typisch für die Werke von Jojo Moyes: verspielt, romantisch und für jeden Fan von herzzerreißenden Romanen ein Eyecatcher. Wer mehrere Bücher von der Autorin hat, kann sich darüber freuen,dass es im Bücherregal einfach toll aussieht, mehrere Bände nebeneinander zu stellen.
Inhalt:
Sophie hatte alles was sie sich erträumte... sie lebte mit ihrem Mann Édouard Levèvre, den sie abgöttisch liebt, in Paris und genoß das Leben und die Liebe. Doch dann bricht der Erste Weltkrieg aus, Édouard muss an die Front und Sophie unterstützt ihre Schwester Hélène in St. Péronne, einem kleinen Städtchen ungefähr 140 Kilometer von Paris entfernt. Dort führen sie ein Hotel mit Bar und Restaurant names "Le Coq Rouge", aber die Zeiten sind hart und das Elend nagt an ihnen. Und wäre das nicht schon genug, beschließt der deutsche Kommandant Friedrich Hencken sich mit seinen Soldaten allabendlich im "Le Coq Rouge" verköstigen zu lassen. Mit Widerwillen stellt Sophie fest, dass auch in einem deutschen Kommandanten und somit im Feind "nur" ein Mensch und in Friedrichs Fall ein Kunstliebhaber steckt. Sophie versucht stark zu sein, für sich, für ihre Familie und gibt die Hoffnung keine Sekunde lang auf, dass Édouard unversehrt zu ihr zurückkehrt... alles, was ihr von ihrem Mann geblieben ist, ist ein Gemälde von ihr, das Édouard in Paris gemalt hat... und von dem sich der deutsche Kommandant verzaubern lässt... Fast hundert Jahre später kämpft sich Liv zurück ins Leben. Vor vier Jahren ist ihr Mann David gestorben, ihre ganz große Liebe. Auf ihrer 2. Hochzeitsreise (über die 1. Hochzeitsreise kann man in Jojo Moyes Buch "Die Tage in Paris"lesen) hat er ihr das Bild "Jeune femme" geschenkt, eben genau das Gemälde, das Édouard vor so langer Zeit gemalt hat und das Abbild von Sophie zeigt. Liv liebt dieses Bild, ist es doch das Wertvollste, das ihr geblieben ist. Doch dann lernt sie Paul, einen Ex-Polizisten kennen und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Doch was sie nicht über ihn weiß: Paul ist inzwischen Spezialist darin, geraubte Kunstgegenstände aus hauptsächlich dem Zweiten Weltkrieg aufzuspüren und zu ihren rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben. Und just als er Liv kennenlernt, bekommt er einen neuen Auftrag: Die "Jeune femme" soll gefunden und den Nachkommen der Familie Lefèvre übergeben werden. Und als er genau dieses Bild in Livs Wohnung entdeckt, beginnt für ihn eine innerliche Zerreißprobe...
Charaktere:
Die wichtigste Person überhaupt ist natürlich Sophie. Sie glaubte, endlich ihr Glück gefunden zu haben, doch der Erste Weltkrieg verändert alles! Sie versucht stark zu sein, ihre Schwester Hélène im "Le Coq Rouge" so gut zu unterstützen,wie es nur irgendwie geht und nicht nur das: sie versucht auch, Hilfsbedürftigen in dem Städtchen St. Péronne zu unterstützen, sei es die kranke Tochter des Bürgermeisters oder die älteren Bewohner. Als Liliane Béthune von den deutschen Soldaten vor aller Augen abgeführt und als Verräterin abgestempelt wurde, nimmt Sophie Lilianes Tochter Édith auf. Aber als die deutschen Soldaten beschließen, abends im "Le Coq Rouge" zu essen, wird Sophie selbst im Ort angefeindet und es wird gemunkelt, dass sie sich "zu gut" mit dem Feind versteht. Ich habe richtig mit ihr mitgelitten, ihr Zwispalt, ihre Hoffnung, dass Édouard irgendwann zu ihr zurückkehrt. Hélène, Sophies Schwester, versucht ebenso stark zu sein, doch ist sie die Schwächere der beiden und extrem dankbar für Sophies Hilfe, ohne ihre Schwester wäre sie wohl untergegangen. Allerdings macht sie sich Sorgen, als sie merkt, dass Sophie dem deutschen Kommandanten gegenüber milder wird und hat Angst, dass Sophie etwas tut, was sie nie wieder rückgängig machen könnte... Der deutsche Kommandant Friedrich Hencken befindet sich oft in der Zwickmühle... er besetzt mit seinen Soldaten das Städtchen, kommt aber nicht umhin, Sympathien für Sophie aufzubauen und ist von dem Gemälde, das Édouard gemalt hat, so hingerissen, dass er kaum den Blick abwenden kann. Ich hätte ihn sehr gerne noch besser kennengelernt, hätte gerne noch mehr über ihn erfahren. Für mich waren das die Hauptprotagonisten im Krieg. Knapp 100 Jahre später treffen wir auf Liv. Ihr Charakter wurde für mich leider nicht klar genug gezeichnet, sie war mir zu "schwammig" und ich konnte mich nicht mit ihr identifizieren. Alles, was ihr von ihrem verstorbenen Mann blieb, war das Gemälde mit dem Abbild von Sophie, welches ihr David schenkte. Man merkte, sie liebt dieses Bild und hat enorme Angst, es zu verlieren, dennoch fiel es mir schwer, mit ihr mitzufühlen. Ebenso ging es mir mit Paul, wobei ich hier seine Zerrissenheit zwischen seinem Job und dem Wunsch mit Liv zusammen zu sein, noch am ehesten greifen konnte. Pauls Bruder Greg war mir aber mega sympathisch, ebenso wie Livs "Mitbewohnerin" Mo. Da würde ich mir wünschen, dass man von ihnen vielleicht irgendwann wieder in Jojo Moyes Büchern liest, ich bin mir sicher, diese zwei Personen hätten interessante Geschichten zu erzählen.
Mein Eindruck vom Buch:
Ich muss ehrlich gestehen: mich konnte dieses Buch nicht fesseln. Dabei habe ich mich wirklich sehr darauf gefreut, vorallem, nachdem ich die Vorgeschichte "Die Tage in Paris" gelesen hatte. Leider fand ich es bereits am Anfang etwas langatmig, jedoch konnte mich Sophie dann doch noch mitreißen und ich habe mit ihr mitgefiebert. Zeitweise fand ich es dann sogar spannend, vorallem, als man merkte, dass sich Sympathien bei Kommandant Hencken aufbauten. Das alles wurde aber zunichte gemacht, als es einen Cut gab und man fast 100 Jahre nach Sophies Geschichte auf Liv trifft. Und die Geschichte von Liv, dem Gemälde in ihrem Besitz und Paul konnte mich absolut nicht in den Bann ziehen. Im Gegenteil, ich habe im zweiten Teil immer gehofft, dass ich nochmal Informationen über Sophie erhasche. Zum Schluß erfährt man zum Glück noch einiges, dennoch ließ mich das Buch mit dem Gefühl zurück, dass irgendetwas fehlt. Ich hätte es schön gefunden, noch zu erfahren, wie es mit dem Kommandanten weiterging, was Édouard erlebte und auch, wie es mit Aurélien weiterging, er gehörte ja auch zur Familie, jedoch wurde ihm immer weniger Beachtung geschenkt. Schade, ich hatte mir nach der Lektüre von "Die Tage in Paris" mehr erwartet.
Fazit:
Mein erstes Buch von Jojo Moyes war "Ein ganzes halbes Jahr", dieses Werk habe ich verschlungen. Danach kamen "Eine handvoll Worte" und "Weit weg und ganz nah" und von den beiden Büchern war ich schon etwas enttäuscht. "Die Tage in Paris" hat mir dann wieder Hoffnung gegeben, nochmal an das Level von "Ein ganzes halbes Jahr" heranzukommen, aber es hat für mich leider nicht gereicht. Wer den Schreibstil von der Autorin und herzzerreißende Romane mag, wird auch mit diesem Buch auf seine Kosten kommen. Für mich hat sich jedoch mit diesem Buch herauskristallisiert, dass mich Jojo Moyes emotional nicht mehr in den Bann ziehen kann. Für Sophies Part in der Geschichte vergebe ich aber dennoch drei Sterne.