was für eine Überraschung
Was hier passiert ist, ist erstaunlich... man ist fast versucht zu sagen, ein quantenphysikalisches Ereignis; gemünzt auf den Titel und die mit ihm proklamierte neue Bandphase von Tangerine Dream. Edgar Froese ist, da ich dies schreibe, bald drei Jahre tot. Und trotzdem sind seine Fingerabdrücke und musikalische DNS auf "Quantum Gate" praktisch überall - Froese als Bandbegründer wird mit dieser Veröffentlichung im Grunde genommen transzendiert.
Das wird nicht nur hörbar an den ein oder anderen klanglichen Reminiszenzen, die in die Vergangenheit von TD verweisen und die jeder der Diskografie der Band halbwegs Kundige identifizieren wird. Was darüber hinaus in bemerkenswerter Weise stimmt, ist der gesamte musikalische Gestus. "Quantum Gate" leistet das, was für mich die besten Tangerine Dream-Platten seinerzeit (in meinem Fall heisst dies: vor 1990) geleistet haben: ein Gefühl von Freiheit und auch Eskapismus, ganz lockeres Hinweggetragenwerden auf sequenzierten Wogen, im besten Fall die Annäherung an etwas unzweifelhaft Ekstatisches. Dass Quaeschning, Schnauss und Yamane das hinbekommen haben, ist mehr als nur eine großartige musikalische Leistung und Würdigung ihres verstorbenen Weggefährten. Es ist ein Ticket in die Zukunft.
In seiner Klangästhetik ist "Quantum Gate" dabei ganz eine Hervorbringung unserer Zeit - und es ist zahlreichen TD-Produkten der vergangenen 20+ Jahre (die für mein Empfinden teils nur aus schockierend blutleerem Gedudel bestehen) so haushoch überlegen, dass man sich fragt, wo dieser Zug, diese Sicherheit eigentlich die ganze Zeit gesteckt hat. Edgar Froese, der sicher noch zu manchem fähig, dann aber wohl doch jenseits seines Zenits war, hat den Stab weitergereicht. Ich habe lange (!) keine Platte mehr mit solch positiver Aufregung, Freude und Ergriffenheit täglich gehört wie diese; Im Bewusstsein, dass hier etwas bewahrt worden ist.