Zwei Klassiker, die es zu entecken gilt. Einfach fabelhaft!
Ganz sicher war ich nicht, was mich da erwartet. Bis auf die Hörbeispiele habe ich noch Nichts von Jimmy Giuffre gehört. Gut, Steve Swallow kannte ich, Paul Bley wiederum nicht. Um ehrlich zu sein, habe ich die LP nur wegen ihres wundervollen Covers gekauft. Ich dachte, der Stimmung auf dem Bild nach zu urteilen, könnte die Musik etwas für mich sein.
Und so habe ich mich doch sehr gefreut, als in kürzester Zeit die LP bei mir eintraf. Die Doppel-LP kommt in einem wertigen Klappcover, einem Inlay mit Liner-Notes in englisch und französisch. Egal was man von der Musik auf ECM hält, die Qualität stimmt immer!
Ursprünglich sind die beiden Aufnahmen (es handelt sich um 'Fusion' und 'Thesis')aus dem Jahr 1961, also weit vor Gründung von ECM. Aber ehrlich gesagt, wenn man von diesem Datum nicht wüsste, man würde nicht darauf kommen, dass diese Aufnahmen inzwischen ein halbes Jahrhundert alt sind.
Hier handelt es sich wirklich um das, was man vieleicht mit zeitgenössischem Jazz bezeichnet, allerdings entstanden in einer Zeit, in der es diesen zeitgenössischen Jazz eigentlich noch nicht gab.
Diese Aufnahmen habe ich mir in der Tat erarbeitet. Es sind keine Titel, die einem einfach zufliegen. Sie brauchen Zeit, um ihre Wirkung zu entfalten. Es handelt sich um kleine kammermusikalische Schätze, die derart intim vorgetragen werden, dass ich mich doch ständig wundere, wie das den drei Musikern gelungen ist.
Der unglaubliche Klang trägt hier einen sehr großen Teil zur eingefangenen Intimität bei. Ich höre die Instrumente tatsächlich so, wie sie auf dem Studio-Photo auf der Rückseite des Covers zu sehen sind. Der Raum, die Musiker, sind erstaunlich gut eingefangen, man hört manchmal Bley und Swallow mitsummen/ -singen und die Wiedergabe von Swallows schnarrenden und knallenden Bass-Seiten (hier noch am akustischen Baß) und Giuffres Klarinette sind einfach nicht zu fassen. Ich schreibe immer noch von einer Aufnahme aus dem Jahr 1961, die genau mit EINEM Mikrophon (AKG C-24, wenn ich nicht falsch recherchiert habe) aufgenommen wurde, ohne jeglichen Schnickschnack. Und doch kenne ich kaum eine aktuelle Aufnahme, die mich deart fasziniert.
Es wird in Verbindung mit Klassikern im Jazz meist doch nur über die üblichen Verdächtigen gesprochen, aber hier, jenseits von Coltrane, Davis oder Shepp, gibt es etwas zu entdecken, wirklich! Der junge Steve Swallow spielt einfach fantastisch, der Bass klingt voll und dynamisch oder leise und präzise...
Alles ist reduziert auf das Wesentliche. Eine perfekte Schönheit, optisch wie akustisch. Ich bin glücklich, die LP für mich gefunden zu haben und denke darüber nach, mir eine zweite Ausgabe zum Archivieren zu kaufen.
Zur Vinylqualität: Der Klang ist einwandfrei, die Pressung nicht schlecht, ich habe es bei ECM aber auch schon besser gesehen. Einige wenige Preßrückstände und ein nicht ganz planer Tonträger trüben ein bischen den Gesamteindruck, aber das auch nicht wirklich.
Ein Juwel und für mich eine wirkliche Entdeckung. Wer das Besondere sucht, aber das "Unverdauliche" meidet, findet hier gutes Futter für die Ohren und die Seele.