dunkel und abgründig trifft lockeren Pop
Alison Moyet kehrt zurück zu einem kohärenten Album: Nach dem fantastischen "Voice" folgte "The Turn", ein gutes Album, dass aber irgendwie unschlüssig wirkte.
Nun also eine Rückkehr zu Elektronica, viele assoziieren da Yazoo, aber bis auf das verspielte (und leichteste Stück) "love reign supreme" kommt mir immer wieder "Raindancing" in den Sinn. War "hometime" eine Rückbesinnung auf "Alf" und "Hoodoo", kommen hier die elektronischen Ansätze von "Hometime" mit der vordergründig leichten, aber dahinter sehr abgründigen Stimmung von "Raindancing" zusammen. In "Is this love" konnte ich nie den Mitgröl-Hit sehen, viel zu schmerzhaft waren Text und Stimmung, die von Verwirrung des Herzen und Verstandes handelten.
"filigree" mit seiner Assoziation an "falling" aus dem twin peaks soundtrack steht "blow wind blow" nahe, "apple kisses" ist genauso gewagt und aggressiv wie damals "you got me wrong". When i was your girl hat die "Rock-Attidüde" wie seinerzeit "ordinary girl" und "glorious love".
Raindancing war damals ein Album, das sehr schwer verständlich war und im nach hinein wegen seiner Kommerzialität sehr in Verruch gekommen ist. Zu inkonsequent, emotional zu ambivalent und sperrig war es trotz der poppigen und eingängigen Melodien. Mit "the Minutes" geht es mir ähnlich: eingängige Melodien und (nicht mehr ganz zeitgemässe) elektronische Sounds machen ein sehr stimmiges und konsequentes Album, dass in der emotionalen Sperrigkeit und Abgründigkeit 100% Alison Moyet ist.
Sie schlägt mal wieder allen ein Schnippchen: den Yazoo-Lovern, denjenigen, die eine Soul und Blues Shouterin in ihr sehen und macht ihr ganz eigenes Ding. Die Abgründigen Sounds und Brüche spiegeln diese Welt am besten wieder. Klar, ein hipper Produzent hätte es in die Zukunft beamen können, aber darum ist es Alison Moyet noch nie gegangen. Ihre Klangwelt bestimmt sie immer noch am stärksten mit ihrer Stimme. Und diese setzt sie überaus gekonnt immer wieder überraschend neu ein. Alison Moyet ist definitiv keine "one trick" Sängerin, vielmehr lotet sie den Klang ihrer Stimme immer wieder neu aus. Diesmal ist ihre Stimme ganz entspannt und dazu passen die Sounds von Guy Sigsworth perfekt.
Diese Album fasziniert und ist vielschichtig. Es bleibt abzuwarten, wie es sich im Verlauf der Zeit als beständig erweist.