Krieg innerhalb der russischen Armee
Der größte Feind des russischen Soldaten ist... der russische Soldat. Oder war es zumindest eine Zeitlang, denn Putin hat zum Glück mit diesen unhaltbaren Zuständen aufgeräumt. Eine Tatsache, die im Nachwort nicht erwähnt wird, ein Nachwort, das so pro-tschetschenisch/antirussisch ist, dass man sich übergeben möchte. Es stammt vom deutschen Übersetzer Olaf Kühl, kann also Babtschenko nicht angekreidet werden.
Babtschenkos Stil ist anfangs inspiriert, gewitzt, mit gelungener Bildsprache, wird dann farbloser, was - vielleicht - gewollt ist, um den Verlust zu kennzeichnen: den Verlust der Freunde, der Hoffnung, der Menschlichkeit; flüssig geschrieben und gut lesbar bleibt das Buch durchgehend.
Babtschenko schreibt mehr vom Krieg innerhalb der russischen Armee als vom eigentlichen Einsatz in Tschetschenien. Das sollte jeder wissen, der Beschreibungen von Kampfhandlungen erwartet. Einsätze und Kriegserlebnisse werden also nur marginal behandelt.
Futter für Antirussen und Putinhasser? Sicher, und wohl auch deshalb wurde das Buch in westlichen Medien so gelobt. Aber es ist mehr. Hier schreibt sich jemand die Sch... von der Seele, ohne zu jammern und ohne anzuklagen. Babtschenko beschreibt einfach nur, was er erlebt hat, und das ist wichtig und wertvoll, dass jemand die Stimme erhebt, der in einem System der Unmenschlichkeit und Ungerechtigkeit gefangen ist (war). Man kann dies Buch als eine Mahnung sehen, solche Zustände nicht zuzulassen bzw. zu bekämpfen.
Zum einen wegen der Menschlichkeit. Aber auch, weil allerwichtigste Faktoren für die Kampfkraft einer Truppe - Zusammenhalt, Moral, Ausbildung - sonst zerstört würden.
Dieses Buch zeigt, wie asozial der Mensch sein kann und wie bescheuert eine Armee. Es zeigt unbesungene Opfer des Post-Kommunismus.