Heißes Gebräu
Schon beim Jazzfest München 2012 konnte man sich live von der funkigen Intensität überzeugen, die vom Schweizer Brüder-Duo Dave und Christy Doran alias XL-Target ausgeht, wenn es sich mit Mr. Defunkt Joe Bowie zusammentut und der Synergie freien Lauf lässt, die aus dieser mittlerweile jahrelangen Zusammenarbeit entsteht. Hatte man damals im Quartett gespielt, ist das rasante Zusammenwirken hier zum Trio kondensiert und gleichzeitig vielstimmig aufgeplustert. Joseph Bowie, ja, der Bruder von Lester, hat seinen meist mehrstimmigen Part als Posaunist, Sänger und häufig Rezitator der eigenen politischen, oft zornigen Lyrics nachträglich über die Aufnahmen von Dave, des Schlagzeugers und Spiritus Rector von XL-Target, und des Gitarristen Christy eingespielt. Das ändert absolut nichts daran, dass daraus ein gut abgeschmecktes und gewürztes, ziemlich heißes Gebräu gemixt wird. Jungle Jazz, urban sollte man noch hinzusetzen, nennt sich zutreffend die groovende Mixtur mit wildem, intensiven Getrommel, das auch die massiven Bassbeats liefert, und den kreischenden, jaulenden und brodelnden Klangflächen und -kaskaden der E-Gitarre mit Effekten. Einflüsse aus stimmungsvollem Elektro-Ambient und Breakbeat in den gesampelten Loops von Dave mischen sich mit Bowies Funk. Sicher nichts für Jazzpuristen, aber mitreißend, aufgeladen mit Energie und Rhythmus. Reizvoll sind besonders auch die Duette Bowies mit sich selbst, gesungen und vor allem posaunt, die dann wie manche Gitarrensoli doch wieder sehr bluesig und jazzig daherkommen.