Isabel Gehweiler & Fiona Hengartner - "Lieber Freund..." auf CD

1874 war Heinrich von Herzogenberg (1843-1900) Gastgeber eines Brahms-Festivals in Leipzig, bei dem die beiden Männer Freunde wurden. Dort lernte Brahms (1833-1897) auch Julius Röntgen (1855-1932) kennen. Anschließend verkehrten die drei Männer im sogenannten Brahms-Zirkel. Brahms war eine zentrale Figur in diesem professionellen und freundschaftlichen Netzwerk, von dem er in vielerlei Hinsicht profitierte. Zwischen 1874 und 1892 schickte er fast alle seine Manuskripte an Elisabeth von Herzogenberg (1847-1892), seine ehemalige Klavierschülerin, die Heinrich von Herzogenberg heiratete. Ihren Rat befolgte er am bereitwilligsten, ebenso wie den der Pianistin und Komponistin Clara Schumann, einer weiteren führenden Persönlichkeit des Kreises. Die Treffen der Gruppe ermöglichten es Brahms, Werke auszuprobieren, bevor sie uraufgeführt oder veröffentlicht wurden. Darüber hinaus ermöglichten Elisabeth von Herzogenbergs außergewöhnliches Gedächtnis und ihr pianistisches Talent es ihr, unveröffentlichte Stücke, die sie gehört hatte, aufzuführen und so deren Verbreitung zu fördern. Dieses Netzwerk war für Brahms‘ Anerkennung von wesentlicher Bedeutung, aber seine Rolle ist wenig bekannt, da seine Mitglieder, beherrscht von genialen und inspirierenden Ideen, die Spuren ihrer Hilfe verwischten, um ihr Idol allein erstrahlen zu lassen. Mit diesem Programm beleuchten Isabel Gehweiler und Fiona Hengartner den Kreis, der eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung der Werke von Brahms spielte, aber auch andere hochkarätige Komponisten hervorbrachte, die zu Unrecht in Vergessenheit geraten waren. Vergessen wir nicht, dass Joachim die Werke von Heinrich von Herzogenberg direkt nach denen von Brahms einordnete und glaubte, dass Röntgen einer der großen Meister der Musikgeschichte werden könnte.