Emily Beynon - Project Paloma 3 auf CD

Die Dunkelheit des Zweiten Weltkriegs wirkte sich auf die Komponisten auf unterschiedliche Weise aus. Diese Sammlung von Werken aus den Niederlanden zeigt, dass einige sich ihr frontal stellten, während andere musikalische Formen wählten, die scheinbar schräg auf das Grauen blicken - obwohl keiner davon unberührt blieb. Smit und Kattenburg starben beide in den Lagern, nur zwei der 102.000 jüdischen, Sinti- und Roma-Opfer aus den Niederlanden, von denen bekannt ist, dass sie getötet wurden. Marius Flothuis schrieb sowohl seine Sonata da Camera (1943) als auch seine Aubade (1944) in den Nazilagern. Die Sonate ist in weiten Teilen neoklassisch distanziert, aber das Lamento im Zentrum zeigt den Schmerz des Komponisten, während die Reinheit der Aubade die Hoffnung auf einen neuen Aufbruch vermittelt. Die drei Sätze der kraftvollen Sonate von Leo Smit, die 1939 entstanden ist, spiegeln die zunehmende Verzweiflung seiner eigenen Erfahrungen wider; der tragische langsame Satz stammt vom Februar 1943, kurz bevor er deportiert wurde. Hans Osiecks Mazurka Varsovie accuse (1946), bezeichnet als "langsam, traurig und unheimlich", ist schwer vom Elend des Warschauer Ghettos; sie lässt den jugendlichen Überschwang von Dick Kattenburgs Pièce (1939) in einem neuen, schrecklichen Licht erscheinen, denn als Osieck dieses Werk schrieb, war der 24-jährige Kattenburg bereits in Auschwitz ermordet worden. Selbst die üppige Romantik von Andriessens Praeludium (1942) ist von Traurigkeit geprägt, und Eschers eindringliche Habanera (1945) ist nur noch ein geisterhaftes Aufflackern dessen, wie sie vor dem Krieg hätte klingen können.