Johann Sebastian Bach: Flötensonaten BWV 1030,1032,1034,1035 auf CD

Jedes Mal, wenn ich gefragt wurde, was ich für meine erste Soloaufnahme spielen möchte, fühlte ich mich hin- und hergerissen. Von klein auf und während meiner gesamten Karriere habe ich es geliebt, weniger bekanntes Repertoire auszugraben. Was könnte befriedigender sein, als etwas Schönes, aber weitgehend Vergessenes »wiederzuentdecken« und ihm ein neues Leben geben zu können? Um es einem neuen Publikum zugänglich zu machen? Als es jedoch an der Zeit war, die schwierigen Entscheidungen für den Inhalt dieser CD zu treffen, zweifelte ich: Ist die Musik stark genug? Wird sie sowohl dem Zuhörer als auch mir Freude bereiten? Kann ich ein Programm erstellen, das sowohl musikalisch als auch logisch sinnvoll ist und eine einheitliche Aussage hat? Am Ende lief es auf eine einfache Rechnung hinaus: Ich könnte alles mögliche spielen – oder ich könnte einfach Bach aufnehmen … Diese vier Sonaten, die oft als »authentische« Sonaten bezeichnet werden, da wir mit Sicherheit wissen, dass sie aus J. S. Bach Feder sind, sind der Grundstein meiner musikalischen Laufbahn. Von meinen allerersten Stunden, in denen ich mich ständig darüber beschwerte, auf meiner modernen Flöte langsame Sätze spielen zu müssen, über jedes Abschlusskonzert, das ich spielte, war Bachs Musik eine der wenigen Konstanten in meinem Leben. Ich habe tausend Gründe gesucht, diese Sonaten nicht aufzunehmen (»Ich bin noch nicht gut genug!«, »Jeder hat sie gemacht«, »Niemand muss eine andere Version dieser Sonaten hören«, »Was würde meine so besonders machen?«), aber mir sind endlich die Ausreden ausgegangen. Warum Bach? Gut, warum nicht? (Aysha Wills)