Ludwig van Beethoven: Bagatellen op.33,119,126 (Deluxe-Edition im Hardcover) auf CD

Ein Genie ist auch in seinen Kleinigkeiten interessant. Und was nach außen hin klein wirkt, muss es nicht unbedingt sein. Wie nicht nur Pianist Christoph Scheffelt meint, gehören etwa die Bagatellen zu den bemerkenswerten Klavierwerken von Ludwig van Beethoven. Grund genug für den Schweizer Künstler, diese Miniaturen mitsamt dem berühmten Klavierstück „Für Elise“ auf CD einzuspielen. Das Ganze wird veröffentlicht in einem reichhaltig und liebevoll gestalteten kleinen Büchlein mit viel Lesenswertem, vielen Illustrationen und Informationen. Beethoven nutzte die Gattung «Bagatelle» keineswegs allein zu experimentellen Zwecken. Als «Gelegenheitskompositionen» hatten die Stücke ebenso Erwartungen von Verlegern und Käufern zu erfüllen: jene der Unterhaltsamkeit etwa, der leichten Spielbarkeit, der Eignung für den Klavierunterricht. Nicht in allen Fällen vermochte Beethoven diesen marktgängigen Kriterien zu folgen. Mit den radikal aphoristischen Bagatellen op. 119 etwa stieß er zunächst gar auf Unverständnis seines Verlegers. Beim musikalisch aktiven und interessierten Publikum hatten die Werke schließlich dennoch Erfolg. Dabei weist jede einzelne Bagatelle ihre ganz eigene musikalische Charakteristik auf, und das Spektrum reicht vom lyrisch-liedhaften Kantabile über den mal elegant-schwingenden, mal urwüchsig-derben Tanz bis zum robust-motorischen Presto. Anmut und Zorn, Witz und Melancholie, Sanftes und Schroffes treffen unvermittelt aufeinander, stehen im Widerstreit miteinander. Da ist für jedes musikantische Naturell etwas dabei: für feinsinnige Klangpoeten, für provozierende Exzentriker, für nobel-brillante Virtuosen und für kühne Avantgardisten. Der Schweizer Pianist Christoph Scheffelt versucht in seinem Ansatz eine Synthese aus all diesen Interpretationsansätzen zu finden und für jede Bagatelle den jeweils adäquat-eigenen, individuellen, Ton zu treffen. Dabei ist es ihm wichtig, dass in manchen Details bereits künftige musikalische Entwicklungen antizipiert werden. Wenn Beethoven sich mit der von ihm als «zyklisch» beglaubigten Werkgruppe op. 126 von seinem Instrument, dem Klavier, verabschiedete, so war das gleichzeitig eine Zäsur, ein Aufbruch zu neuen Gipfeln im weiteren Spätwerk des Komponisten.