Johann Sebastian Bach: Sonaten für Violine & obligates Cembalo Vol.2 auf CD

Fabio Bonizzoni: Die Aufführung der gesamten Sonaten für Violine und Cembalo ist wie eine lange Wanderung: schwer, schwierig, manchmal gefährlich. Sie zu spielen ist nichts für faule Menschen: man muss sich gerne anstrengen. Wie in den Bergen in schwierigem Gelände braucht man bei jedem Schritt Konzentration, ein gutes Gleichgewicht, die Fähigkeit, Gefahren zu spüren, den instabilen Stein vorauszusehen.

Der gesamte Zyklus ist wie eine lange Marschroute; eine, die die Beine müde macht und vielleicht am nächsten Tag schmerzt, aber gleichzeitig eine, die Augen und Seele mit der Schönheit der sich ständig verändernden Landschaften bereichert. Es ist, als würde man in einem Tal auf weichem Gras beginnen und langsam, Schritt für Schritt, aufsteigen, bis man den Wald erreicht und sieht, wie sich die Art der Bäume verändert.

Schließlich lässt man den Wald hinter sich und befindet sich wieder auf einer Wiese, die jetzt aber karger ist, und die ersten Felsen kommen immer näher. Auch der Schnee ist nicht mehr weit entfernt... Es gibt keinen Moment, keinen Ausblick, der nicht in Erinnerung bleibt, der nicht einen bedeutenden Eindruck in unserem Gedächtnis hinterlässt; ein Juwel, eine versteckte Blume, eine unerwartete Harmonie, ein gewagter Kontrapunkt, eine melancholische Melodie.

Und so wie man kein Geologe oder Botaniker sein muss, um von den Schönheiten der Berge ergriffen zu sein, so muss man auch kein Musiker sein, um diesen Sonaten leidenschaftlich zuzuhören.