Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem KV 626
Requiem KV 626
Montserrat Figueras, Claudia Schubert, Gerd Türk, Stephan Schreckenberger, La Capella Reial de Catalunya, Le Concert des Nations, Jordi Savall
Super Audio CD
SACD (Super Audio CD)
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- +Maurerische Trauermusik KV 477
- Tonformat: stereo & multichannel (Hybrid)
- Künstler: Montserrat Figueras, Claudia Schubert, Gerd Türk, Stephan Schreckenberger, La Capella Reial de Catalunya, Le Concert des Nations, Jordi Savall
- Label: AliaVox, DDD, 1991
- Erscheinungstermin: 18.3.2011
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Trotz der bruchstückhaften Form, in der uns Mozarts Requiem erreicht hat (und trotz seiner posthumen Vollendung durch Joseph Eybler und vor allem Franz Xaver Süßmayr), handelt es sich noch heute um ein Werk, das durch und durch vom Genie seines Schöpfers geprägt ist. Sein Konzept wird über die Gesamtstruktur des Werks erkennbar, sogar unbeschadet des Unterschieds im Charakter und der Qualität der vervollständigten Teile.
Es ist für uns undenkbar, dass ein so bescheidener Musiker wie Süßmayr, der zudem niemals zuvor etwas Bedeutendes geschrieben hatte, selber das Lacrimosa zu Ende schreiben sowie das Sanctus, Benedictus und Agnus Dei komponieren konnte. Ebenso wenig werden wir jemals erfahren, inwiefern Süßmayr über die entsprechenden Entwürfe verfügte oder Mozart persönlich beim Spielen zugehört hatte, was ihm ermöglicht hätte, sich einen Großteil zu merken. Die Besetzung ist ausgehend von den Beiträgen Eyblers und Süßmayrs heute zu überdenken, indem eine Synthese zwischen deren Fassungen und dem Originalzustand des Manuskripts gesucht wird, die es erlaubt, den Mozartschen Geist mit einem Höchstmaß an Reinheit durchscheinen zu lassen.
Bei der Spielweise haben wir uns so sehr wie möglich an die Umstände der damaligen Zeit gehalten. Die Solisten und der Chor (auf 20 Sänger beschränkt) singen auf Latein mit der Transparenz und Intensität, die von der in Wien Ende des 18. Jahrhunderts üblichen Aussprache erfordert wird. Das Orchester mit alten Instrumenten mit Kammerton auf 430 umfasst 18 Streicher, 9 Bläser, Orgel und Pauke (die Posaunen haben zeitgemäß enge Mundstücke, die Bassetthörner fünf Schlüssel mit tiefem Register nach Theodor Lotz, dem Instrumentenbauer und Mitarbeiter von Stadler, dem Klarinettisten Mozarts).
Doch all dies wäre nichts ohne eine Spielauffassung, die den ganzen Eifer des katholischen Glaubens und der göttlichen Barmherzigkeit von Anfang bis Ende wieder aufleben lässt. Als rührende Todesklage und gnadenhafte Darbietung ist das Werk das Ergebnis eines überraschenden Gleichgewichts zwischen der rhythmischen Ausdruckskraft des Textes und dessen melodischer Einbettung zwischen dem fast unendlichen Höhenflug polyphoner Linien und deren Anbindung an eine unerschöpfliche harmonische Kraft, zwischen den Details der Bindungen und den dynamischen Kontrasten. Vor allem tritt dies über diese Wahrnehmung der Bewegung zutage, die das Tempo zum wahren Herzstück der Musik macht – ob Atem oder Taktschlag, Entfesselung oder Bitte, durch die Überlagerung all dieser Kräfte im selben Schwung wird der Zugang zu einer der großartigsten Botschaften zum Geheimnis des Todes ermöglicht, die die menschliche Schöpfungskraft jemals hervorgebracht hat.
Im Hinblick auf die Überlegungen eines Gläubigen über den tiefen Sinn des Lebens war Mozart bereits sehr früh mit dem Tod vertraut. Davon zeugt ein Brief, den er 1787 im Alter von 31 Jahren seinem kranken Vater schrieb:
„Da der Tod, genau zu nehmen, der wahre Endzweck unseres Lebens ist, so habe ich mich seit ein paar Jahren mit diesem wahren, besten Freund des Menschen so bekannt gemacht, dass sein Bild nicht allein nichts Schreckendes mehr für mich hat, sondern recht viel Beruhigendes und Tröstendes! Und ich danke meinem Gott, dass er mir das Glück gegönnt hat, mir die Gelegenheit […] zu verschaffen, ihn als den Schlüssel zu unserer wahren Glückseligkeit kennen zu lernen. Ich lege mich nie zu Bette ohne zu bedenken, dass ich vielleicht, so jung als ich bin, den andern Tag nicht mehr sein werde.“
Mozart, der für gewöhnlich Kunst und Privatleben sehr auffällig auseinander hielt, fühlte sich nach mehreren Zeitzeugen bestimmten Werken zutiefst verbunden. So ist bekannt, dass das Todesquartett in Idomeneo ihn zu Tränen rührte, ebenso wie dass er nach einer Probe zum Requiem kurz vor seinem Tod beim Lacrimosa in Tränen ausbrach. All dies erklärt vielleicht die außergewöhnliche Ausdruckskraft dieses Meisterwerks, eine auf bewundernswerte Weise dargestellte Art geistiges Testament über die tiefen Wirren des Menschen angesichts des Geheimnis des Todes.
Mozart vermochte wie sonst niemand über diesen Text der christlichen Liturgie alle Seelenzustände auszudrücken, von der Furcht vor dem jüngsten Gericht (Dies irae) bis zur Hoffnung auf die Gnade Gottes (Kyrie), von der Angst um das nutzlose Leiden (Recordare) bis zur Gewissheit eines Jenseits voller Licht (Luceat eis). Es ist eine Todesklage, doch vor allem ein heftiges Gebet, das um die Barmherzigkeit Gottes fleht („Sei bei mir zum Zeitpunkt meines Todes“) und Hoffnung auf ein neues Leben schöpft. Selten wurde eine Musik so stark vom Genie, der Ausdruckskraft, dem Glauben und dem Leiden eines Menschen geprägt.
JORDI SAVALL
Übersetzung: Gilbert Bofill i Ball
Es ist für uns undenkbar, dass ein so bescheidener Musiker wie Süßmayr, der zudem niemals zuvor etwas Bedeutendes geschrieben hatte, selber das Lacrimosa zu Ende schreiben sowie das Sanctus, Benedictus und Agnus Dei komponieren konnte. Ebenso wenig werden wir jemals erfahren, inwiefern Süßmayr über die entsprechenden Entwürfe verfügte oder Mozart persönlich beim Spielen zugehört hatte, was ihm ermöglicht hätte, sich einen Großteil zu merken. Die Besetzung ist ausgehend von den Beiträgen Eyblers und Süßmayrs heute zu überdenken, indem eine Synthese zwischen deren Fassungen und dem Originalzustand des Manuskripts gesucht wird, die es erlaubt, den Mozartschen Geist mit einem Höchstmaß an Reinheit durchscheinen zu lassen.
Bei der Spielweise haben wir uns so sehr wie möglich an die Umstände der damaligen Zeit gehalten. Die Solisten und der Chor (auf 20 Sänger beschränkt) singen auf Latein mit der Transparenz und Intensität, die von der in Wien Ende des 18. Jahrhunderts üblichen Aussprache erfordert wird. Das Orchester mit alten Instrumenten mit Kammerton auf 430 umfasst 18 Streicher, 9 Bläser, Orgel und Pauke (die Posaunen haben zeitgemäß enge Mundstücke, die Bassetthörner fünf Schlüssel mit tiefem Register nach Theodor Lotz, dem Instrumentenbauer und Mitarbeiter von Stadler, dem Klarinettisten Mozarts).
Doch all dies wäre nichts ohne eine Spielauffassung, die den ganzen Eifer des katholischen Glaubens und der göttlichen Barmherzigkeit von Anfang bis Ende wieder aufleben lässt. Als rührende Todesklage und gnadenhafte Darbietung ist das Werk das Ergebnis eines überraschenden Gleichgewichts zwischen der rhythmischen Ausdruckskraft des Textes und dessen melodischer Einbettung zwischen dem fast unendlichen Höhenflug polyphoner Linien und deren Anbindung an eine unerschöpfliche harmonische Kraft, zwischen den Details der Bindungen und den dynamischen Kontrasten. Vor allem tritt dies über diese Wahrnehmung der Bewegung zutage, die das Tempo zum wahren Herzstück der Musik macht – ob Atem oder Taktschlag, Entfesselung oder Bitte, durch die Überlagerung all dieser Kräfte im selben Schwung wird der Zugang zu einer der großartigsten Botschaften zum Geheimnis des Todes ermöglicht, die die menschliche Schöpfungskraft jemals hervorgebracht hat.
Im Hinblick auf die Überlegungen eines Gläubigen über den tiefen Sinn des Lebens war Mozart bereits sehr früh mit dem Tod vertraut. Davon zeugt ein Brief, den er 1787 im Alter von 31 Jahren seinem kranken Vater schrieb:
„Da der Tod, genau zu nehmen, der wahre Endzweck unseres Lebens ist, so habe ich mich seit ein paar Jahren mit diesem wahren, besten Freund des Menschen so bekannt gemacht, dass sein Bild nicht allein nichts Schreckendes mehr für mich hat, sondern recht viel Beruhigendes und Tröstendes! Und ich danke meinem Gott, dass er mir das Glück gegönnt hat, mir die Gelegenheit […] zu verschaffen, ihn als den Schlüssel zu unserer wahren Glückseligkeit kennen zu lernen. Ich lege mich nie zu Bette ohne zu bedenken, dass ich vielleicht, so jung als ich bin, den andern Tag nicht mehr sein werde.“
Mozart, der für gewöhnlich Kunst und Privatleben sehr auffällig auseinander hielt, fühlte sich nach mehreren Zeitzeugen bestimmten Werken zutiefst verbunden. So ist bekannt, dass das Todesquartett in Idomeneo ihn zu Tränen rührte, ebenso wie dass er nach einer Probe zum Requiem kurz vor seinem Tod beim Lacrimosa in Tränen ausbrach. All dies erklärt vielleicht die außergewöhnliche Ausdruckskraft dieses Meisterwerks, eine auf bewundernswerte Weise dargestellte Art geistiges Testament über die tiefen Wirren des Menschen angesichts des Geheimnis des Todes.
Mozart vermochte wie sonst niemand über diesen Text der christlichen Liturgie alle Seelenzustände auszudrücken, von der Furcht vor dem jüngsten Gericht (Dies irae) bis zur Hoffnung auf die Gnade Gottes (Kyrie), von der Angst um das nutzlose Leiden (Recordare) bis zur Gewissheit eines Jenseits voller Licht (Luceat eis). Es ist eine Todesklage, doch vor allem ein heftiges Gebet, das um die Barmherzigkeit Gottes fleht („Sei bei mir zum Zeitpunkt meines Todes“) und Hoffnung auf ein neues Leben schöpft. Selten wurde eine Musik so stark vom Genie, der Ausdruckskraft, dem Glauben und dem Leiden eines Menschen geprägt.
JORDI SAVALL
Übersetzung: Gilbert Bofill i Ball
- Tracklisting
- Details
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (SACD)
- 1 Maurerische Trauermusik c-moll KV 477
Requiem d-moll KV 626
- 2 Requiem
- 3 Dies irae
- 4 Tuba mirum
- 5 Rex tremendae
- 6 Recordare
- 7 Confutatis
- 8 Lacrimosa
- 9 Domine Jesu
- 10 Hostias
- 11 Sanctus
- 12 Benedictus
- 13 Agnus Dei
- 14 Lux aeterna
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