Karol Szymanowski: Sämtliche Klavierlieder auf CD

Wechselnde Einflüsse
Als Karol Szymanowski geboren wurde, herrschte das zaristische Russland noch über Polen, erst nach dem ersten Weltkrieg konnte das stolze Volk die verhasste Fremdherrschaft abschütteln. In seiner Kultur behauptete Polen jedoch stets eine eigenständige Position, Frédéric Chopins Wirken in Paris ist ein beeindruckender Beweis für den Überlebenswillen der polnischen Kultur auch unter den bedrückenden Bedingungen politischer Unselbständigkeit. Im Unterschied zur Tschechei, die sich der Dominierung durch das der deutschen Kultur verbundene österreichische Kaiserreich zu erwehren hatte, kam es in Polen nicht zu einem ausgeprägten slawischen Bewusstsein, das Land blieb sich seiner Zugehörigkeit zur mitteleuropäischen Kulturtradition stets bewusst.

Auch Karol Szymanowskis musikalische Entwicklung spiegelt die Fortschritte vom Ringen um die Bewahrung der mitteleuropäischen Wurzeln zum Aufbruch in die kulturelle Welt des 20. Jahrhunderts wider. Sein reiches Liedschaffen eignet sich besonders zur Illustration dieser Entwicklung. Das Frühwerk steht deutlich unter dem Einfluss der spätromantischen deutschen Musik von Wagner, Wolf und Strauss. Die mittlere Periode ist gekennzeichnet von der Faszination durch die Exotik des Orients, während das Spätwerk eine Hinwendung zu den volksmusikalischen Traditionen Polens zeigt. So führt Szymanowskis musikalisches Schaffen exemplarisch die Rückkehr seines Landes in die Welt der europäischen Kultur vor.

Rezensionen

“A genuinely important release” THE GUARDIAN