Die wohl schönste Sinfonie der Welt
Hans Rott hat mit seiner leider einzigen Sinfonie ein Meilenstein musikalischer Kraft und Leidenschaft hinterlassen, die unweigerlich beim ersten Hören ins Herz und in die Seele trifft. Rott war ein junger Mann, der in seinem Leben nicht gehört wurde, abgehängt von anderen, die sich besser verkaufen konnten (Gustav Mahler, ein Kollege von Rott) und einem arroganten Meister (Johannes Brahms) hatte, der sein Talent nicht erkannte. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte Hans Rott in der Irrenanstalt. Ein trauriges Kapitel in der musikalischen Historie und ein Beweis, dass die Geschichte nicht recht hat.
Die Sinfonie ist eine Bergtour durch ewige Höhen und Schluchten und dramatisch kraftvoll sehen wir im inneren Auge naturalistische und seelische Abgründe die Rott mit ganzem Herzen ausspielen läßt. Der dritte Satz ist eigenartig, weil man glaubt Gustav Mahler hätte ihn geschrieben. Tatsächlich handelt es sich um ein "Abschreiben" Mahlers. Mahler nannte es Hommage...
Der Finalsatz trägt einen in irrsinnig blaue helle Himmel, weiter und höher und noch weiter. Steigerung nach Steigerung, dass einem schwindelt. Man ist danach aufgewühlt und wie in Trance und man wünscht sich nicht, dass die Sinfonie jemals endet.
Die Dirigentin Catherine Rückwardt kostet den emotionalen und seelisch tiefen Gehalt der Sinfonie aus. Sehr behutsam und ruhig entfaltet sie mit Ihrem Orchester das Meisterwerk in blühenden Farben und weiten Räumen. Rott wird endlich gehört.
Als Vergleichseinspielung würde ich Leif Segerstams Deutung bei Bis vorschlagen. Wesentlich aufgewühlter, dramatischer, ja wütender kommt die Sinfonie daher. Man denkt etwa, dass die Wut über die Ungerechtigkeit, dass Rott im Leben keine Gerechtigkeit erfuhr, Segerstams Wut auf die Partitur übertrug.
Die Aufnahme von Acousence ist eine Liveeinspielung, das Publikum hört man aber nicht. Das zögerliche Klatschen am Ende klingt wie ein Fragezeichen der Leute, warum man ihnen diese wunderbare Offenbarung so lange vorenthielt.