Eine starke Frau, die in einer Männerdomäne ihren Traum verwirklicht!
„,Es ist schon bemerkenswert, was für uns alles zu gefährlich sein soll und was einem Mann, ohne mit der Wimper zu zucken, zugemutet wird (…).‘“
INHALT:
1887: Die 23-jährige Nellie Bly macht sich auf den Weg nach New York. Ein neuer Lebensabschnitt soll dort für die aufstrebende Journalistin beginnen!
Auch ohne formelle Ausbildung war sie zuvor beim „Pittsburgh Dispatch“ angestellt und schrieb regelmäßig Artikel. Zudem konnte sie mit ihren Erlebnissen einer Mexiko-Reise zahlreiche Zeitungsleser*innen für sich begeistern.
Doch Frauen sind in der Branche nur selten vertreten. Und wenn, dann sollen sie üblicherweise über Mode oder gesellschaftliche Anlässe, wie Hochzeiten oder Gartenschauen berichten. Für andere Themen gelten sie als zu sensibel, nicht kompetent genug und könnten Männern niemals das Wasser reichen („,(…) es ist doch allgemein bekannt, dass der weibliche Verstand nicht so leistungsstark ist wie der männliche.‘“).
Nellie ist es leid, sie möchte mehr aus dem Leben berichten! Über die wirklich wichtigen Dinge schreiben! Als Frau!
In New York muss sie jedoch schon bald feststellen, dass es unmöglich erscheint, überhaupt einen der Chefredakteure zu sprechen.
Ein Plan muss her und mit viel Geduld und Kampfgeist, bekommt Nellie eines Tages die Chance, sich zu beweisen und für eine der renommiertesten Zeitungen zu arbeiten – die „New York World“:
Sie soll sich als Patientin in eine psychiatrische Anstalt einschleusen lassen, um anschließend über die dortigen Verhältnisse zu berichten. Denn es gibt Gerüchte über erschreckende Zustände auf „Blackwell's Island“ …
Nellie steckt in der Klemme, denn der Einsatz ist riskant und außerdem steht ihre Zukunft mit ihrer noch jungen Liebe Jonathan auf dem Spiel …
MEINUNG:
Elizabeth Jane Cochran – besser bekannt als Nellie Bly - war eine spannende Persönlichkeit, die ich hier näher kennenlernen durfte.
Sie reist allein nach New York (was sich für eine alleinstehende Frau in ihrem Alter damals gar nicht gehört), und ohne zu wissen, wo sie unterkommen oder wie es mit ihr weitergehen wird.
Dazu kommt, dass sie vor allem von Männern stets belächelt wird, die ihr nicht zutrauen, als Frau in der Metropole eine Anstellung als Journalistin zu erlangen.
Doch Nellie hat einen Traum und für diesen ist sie bereit zu kämpfen! Auch, um allen zu zeigen, dass Frauen durchaus in der Lage sind, in der Arbeitswelt mindestens Gleichwertiges zu leisten, wie männliche Kollegen! Und, dass sie genauso Karriere machen können, statt „nur“ die Rolle von Hausfrau und Mutter einzunehmen!
Es wird immer wieder deutlich, wie wenig Frauen in der damaligen Zeit zugetraut wird. Nellie stören die Vorurteile und Hindernisse ungemein. Hier konnte ich sehr mit ihr mitfühlen.
Doch die junge Journalistin lässt sich nichts gefallen, zeigt sich selbstbewusst und verliert ihr Ziel nicht aus den Augen. Eine taffe Protagonistin, die weiß, was sie will!
Die Schilderungen über ihre Arbeit habe ich besonders gerne gelesen. Man spürt, dass Nellie für ihren Job mit Leib und Seele brennt!
So fand ich es sehr charmant, wie sie in den unterschiedlichsten Alltagssituationen gedanklich prägnante Titelüberschriften für die verschiedensten Momentaufnahmen findet, als würde sie einen Artikel darüber schreiben. Bestimmt eine Berufskrankheit! ?
Dieses Buch erstreckt sich über einen sehr kurzen Abschnitt von Nellies Lebens, ca. über ½ -1 Jahr, als sie 1887 nach New York kommt. Um sich wirklich auf Figuren einlassen zu können, sind mir kürzere Zeitspannen in Romanen oftmals lieber. Allerdings mit der Folge, dass man nur wenig über den weiteren Lebensweg einer Person erfährt und, dass man bestenfalls nach der Lektüre noch weitere Bücher über sie lesen möchte. So ist es auch mir ergangen, denn ich bin neugierig geworden, vor allem, da man erfährt, dass Nellie danach noch auf Weltreise ging …
Gerade, da das Buch nur eine kurze Zeitspanne umfasst und dadurch mehr ins Detail gehen kann, finde ich es ausgesprochen schade, dass die erste Begegnung von Nellie und Jonathan am Anfang der Lektüre lediglich zwei Seiten lang ist. Nach nur zwei Seiten empfindet sie bereits Freundschaft (bzw. eigentlich schon etwas mehr) für ihre Reisebekanntschaft!
Ich konnte nur noch verärgert die Augen verdrehen. Das ging für mich viel zu schnell und gefühlt komplett an der Realität vorbei! Wenn ich ehrlich bin, hätte ich das Buch an dieser Stelle am liebsten direkt in die nächste Ecke gepfeffert und nicht mehr angerührt!
Gut, dass ich ihm trotzdem noch eine Chance gegeben habe, obwohl mir zudem die Beziehung der beiden anfangs zu sehr im Vordergrund stand.
Denn das Buch wurde mit der Zeit immer besser und vor allem die zweite Hälfte (über Nellies Arbeit als verdeckte Reporterin) war spannend, interessant und hat mich schließlich doch noch überzeugt! So sehr, dass ich nun gerne noch mehr über Nellie Bly lesen möchte!
FAZIT: Trotz anfänglicher Schwierigkeiten, hat sich das Buch gelohnt, um die außergewöhnliche Journalistin Nellie Bly näher kennenzulernen. Obwohl ihr als Frau in der damaligen Zeit, diverse Hindernisse in den Weg gestellt wurden, hat sie ihren Traum - als Reporterin bei einer renommierten Zeitung in New York zu arbeiten - nie aus den Augen verloren. Mein Interesse an ihr als Person und an ihrer Arbeit, wurde definitiv geweckt! 4-4,5/5 Sterne!
(CN: Misogynie, Ableismus (psychisch erkrankter Menschen))