Ein runder und fundierter Überblick über die gesundheitlichen Auswirkungen von zuckerlastiger Ernährung
„Unsere natürliche Lust auf den süßen Geschmack ist evolutionär bedingt und biologisch absolut sinnvoll. Wenn wir wieder erlernen, diese richtig zu interpretieren, können wir Heißhungerattacken und Zuckersucht mit Genuss überwinden.“ (Umschlaginnenseite)
Meine Meinung:
Dipl.-Ernährungsberaterin Ulrike Zika und Ernährungswissenschaftlerin und Diätologin Johanna Sillipp haben sich mit der Frage beschäftigt, wie sich der Zuckerkonsum auf den menschlichen Körper auswirkt. Passender Weise startet das Buch mit einer „kleinen Geschichte des Zuckers“ und leitet schnell über zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Autorinnen erklären unseren „Japp auf Süßes“ mit der Evolutionsgeschichte des Menschen („Süß“ wird auch als „Sicherheitsgeschmack“ der Evolution bezeichnet), stellen die Vor- und Nachteile von Zuckerarten vor und betrachten den Stoffwechselprozess unseres Körpers. Dies alles stets wissenschaftlich fundiert (es werden viele Studien zitiert) und doch – auch für Laien – stets gut verständlich und leicht nachvollziehbar. Selbstverständlich gehen die Autorinnen dabei nicht in die medizinische Tiefe, aber sie liefern einen meiner Meinung nach sehr runden und vollständigen Überblick über das Thema, so dass man sich bei Bedarf zu einzelnen Themenschwerpunkten selbst weiter informieren kann (am Ende des Buches findet sich passende Quellen- und Literaturangaben).
Obgleich ich mich mit dem Thema "Gesunde Ernährung" schon beschäftigt habe, habe ich in diesem rd. 80seitigen „Theorieteil“ doch durchaus einiges Neues dazugelernt. Beispielsweise kannte ich zuvor weder den "Mere-Exposure-Effekt" noch das "Leaky-Gut-Syndrom". Passender Weise stellen die Autorinnen im Kapitel „Süße Lebensmittel: Potenzial und Gefahr“ (S. 18 ff.) viele Lebensmittel vor, die sich sehr positiv auf unsere Gesundheit auswirken können (wie z.B. Pastinaken, die entkrampfend wirken und bei einer Vielzahl von Magen- und Darmproblemen helfen), insbesondere auf unsere Darmflora (denn rund 70% aller Immunzellen befinden sich im Darm! - S. 49).
Der Theorie-Teil schließt auf den Seiten 84/85 mit „sieben goldenen Regeln“ für ein Ausstiegsprogramm aus der „Zucker-Sucht“ – und jede dieser sieben Regeln ist nach der Lektüre des Theorieteils absolut nachvollziehbar und plausibel, auch wenn es an sich keine wirklich neuen Erkenntnisse sind. Allerdings muss ich ganz deutlich sagen, dass man es nur selbst in der Hand hat, den eigenen „Japp auf Zucker“ zu besiegen. Dieses Buch liefert das notwendige Grundverständnis hierfür und Anregungen, den Speiseplan mit gesunden Lebensmitteln, die von Natur aus Zucker enthalten, umzustellen.
Sehr gut passt dazu der hier anschließende Rezeptteil, der knapp 40 sehr abwechslungsreiche und gesunde Rezepte enthält, die ich eher als „Bonus“ zum Buch verstehen würde, da dieses Buch aus meiner Sicht mehr ein Ratgeber und Sachbuch als ein Kochbuch ist. Von schnell vorbereiteten „Overnight Oats“, (88) über „Welscurry mit rotem Paprika“ (S. 97) bis hin zu ein paar Rezepten für den süßen Zahn: „Kakao-Dattel-Aufstich“ (S. 92) oder auch „Früchteriegel mit Birne“ (S. 119) oder auch „Apfel-Schichtkuchen“ (S. 121) ist hier für wohl jeden Geschmack etwas dabei. Die Rezepte, die ich bislang selbst ausprobiert habe, haben selbst den Kindern sehr gut geschmeckt (was ja leider nicht immer der Fall ist) und mich voll und ganz überzeugt. Lediglich das Fehlen von Nährwertangaben zu den Rezepten finde ich ein bisschen schade. Dafür schließt das Buch mit einem 14-Tage-Abnehmplan (S. 124 / 125) ab, basierend auf den im Buch enthaltenen Rezepten.
FAZIT:
Kompakt und hochinformativ, ein runder und fundierter Überblick über das Thema mit knapp 40 abwechslungsreichen und gesunden Rezepten.