Furchtbar langweilige Geschichte ohne jedwedes Spannungselement. Enttäuschend und einschläfernd.
Buchinhalt:
Durch den Tod ihres Bruders fällt die 20jährige Ella in ein tiefes Loch. Durch einen Ortswechsel soll ihr ein Neustart gelingen und so schreibt sie sich in Erlstadt als Jurastudentin ein. Bereits am ersten Uni-Tag gerät sie in eine falsche Vorlesung, lernt aber mehrere Mädchen kennen und knüpft erste Freundschaften. An der Uni begegnet sie auch Zac, den alle nur den „Bibelfreak“ nennen. Zac ist sehr gläubig und durch ihn erhält Ella Zugang zu dessen Pfadfindergruppe. An ihre eigene Pfadfinderzeit zurückerinnert setzt sie sich neu mit ihrem Glauben auseinander – und verliebt sich mit der Zeit in Zac. Kann Ella wirklich ein Neuanfang gelingen, versöhnt mit der Vergangenheit?
Persönlicher Eindruck:
Finding North ist ein Faithful New Adult-Roman, das beschreibt in der christlichen Buchszene eine Liebesgeschichte für eine Altersgruppe von etwa 18-25 Jahren. Ich war sehr neugierig, ob mir mein übrigens erster Roman dieses Untergenres überhaupt gefallen würde. Sehr angenehm empfand ich die Tatsache, dass bei Faithful New Adult im Gegensatz zu anderen Romanen für junge Erwachsene nicht die körperliche Begegnung im Vordergrund steht. Geradeheraus: es gibt keine Bettszenen, sondern es geht um Glaubensfragen. Im Grunde genommen sehr wohltuend, sieht man sich das Gros der Bücher für diese Altersgruppe an.
Kurz und gut: hier sollte es um die Studentin Ella gehen, ihre Glaubenszweifel und ihre verletzte Seele, die nach dem Tod des geliebten Bruders Heilung sucht. Dazu verspricht der Roman Einblick in die christlichen Pfadfinder Royal Rangers, also erwartete ich auch ein gewisses Maß an Spannung und Abenteuer. Weit gefehlt.
Der Roman weist eine lineare Handlung auf ohne irgendwelche größeren Rückblenden oder Parallelhandlungen. Insgesamt ist der Schreibstil sehr einfach gehalten und nicht sonderlich anspruchsvoll. Leider wartet die Geschichte auch so gut wie gar nicht mit irgendwelchen Spannungselementen auf und liest sich ehrlich gesagt wie eine Schlaftablette. Langeweile ist das bestimmende Stichwort, und das, obwohl das Konzept des Plots durchaus Potential gehabt hätte.
Im Grunde bewegt sich die Grundhandlung nahezu ausschließlich in Ellas Studentenalltag. Ich selbst habe auch studiert und kann also mit Fug und Recht behaupten, einen realen Einblick in das Leben zwischen Hörsaal und Mensa zu haben. Ich muss sagen: so viele unrealistische Patzer, die sich Frau Babel hier leistet, hätten ihr nicht passieren dürfen. Ella als Erstsemester bekommt beispielsweise in ihrer zweiten Uniwoche (!) bereits einen Job als studentische Hilfskraft bei ihrem Professor, arbeitet bei diesem zuhause im Heimbüro (!) an dessen Rechtsfällen mit, obwohl sie nach zwei Wochen Jurastudium noch keinerlei Ahnung von der Juristerei haben dürfte. Absolut unglaubhaft. Kurze Zeit später freundet sie sich mit den Kindern des Profs an, geht bei ihn daheim ein und aus – dennoch kann sie studentische Hilfskraft bleiben. Das wäre in der Realität so nicht möglich. Im Grunde geht es immer so weiter.
Die christliche Grundthematik ist sehr stark ausgeprägt und hat einen in einen Augen sehr freikirchlichen Touch, vielleicht gerade durch die pfingstkirchliche Prägung der Royal Rangers. Auf jeden Fall wurde mir Zacs Missionseifer an manchen Stellen zu viel und mich wunderte, dass seine Absichten, Ella wieder zum christlichen Glauben zurückzuführen, bei der Penetranz nicht nach hinten losging. Seine permanenten SMS haben mich irgendwann nur noch genervt. Auch wenn gegen Ende noch ein bisschen Spannung durch neue Einfälle der Autorin aufkam, kann ich nicht behaupten, dass mich die Liebesgeschichte irgendwie berührt oder emotional bewegt hätte.
Letztendlich hat sich nur eines herauskristallisiert: ich bin wahrscheinlich schon zu alt für Faithful New Adult. Mir fehlte der Anspruch, die Vielschichtigkeit, die Tiefe bei der Erzählung. Verglichen mit anderen Romanen aus der christlichen Buchszene, die ich über die Jahre bereits mit Freude gelesen habe, ist Finding North nur eine langweilige, einschläfernde Geschichte, die nicht im Gedächtnis bleibt. Denn wenn man bereits im ersten Drittel kämpfen muss, das Buch nicht sofort wieder abzubrechen, dann ist das eine sehr schlechte Voraussetzung für einen Roman.
Von mir keine Leseempfehlung, es hat sich nicht gelohnt.