Ein Buch mit Nährwert, das bei der Autorin lange reifen durfte. Man merkt es.
Redaktioneller Hinweis: Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.
Prolog, 24 Kapitel, Epilog, Rezeptsammlung,... Moment. Rezepte? Ja, das Buch ist detailreich genug auch dies zu bieten! Und - es passt!
Die Holunderschwestern ist ein Frauenroman, so möchte man meinen. Soll ich es wagen diesen Ausflug in die Zeit ab 1918 zu lesen? Ich habe es gewagt!
Cover
Das Cover passt zu einer Geschichte, die in der beschriebenen Zeit spielt. Mit einem Blick ist erahnbar worum es geht und selbst die Zeichnung des Covers zeigt auf, dass dies ein Buch ist, in dem viel Herzblut fließt und in das viel Herzblut geflossen ist.
Inhalt, Aufteilung und Stil des Buchs
Das Buch enthält einen Prolog, 24 Kapitel, ein Epilog und ein Nachwort und eine Rezeptsammlung,... Moment. Rezepte? Ja, das Buch ist detailreich genug, auch dies zu bieten!
Erzählt wird die Geschichte der Köchin Fanny. Ihr Leben, sowie ihr Durchbeißen in der Zeit zwischen 1918 und 1938. Das besondere an dem Werk ist, dass es sich um fiktive Tagebücher handelt, die ihrer Nachfahrin in die Hände gespielt werden.
Die Geschichte entwickelt sich rasant. Bereits der Prolog reißt den Leser an sich und mündet schnell am ersten Kapitel, dass 79 Jahre später spielt und trotzdem den Leser gleich wieder einfängt. Doch ehe der Leser sich in der Frage verliert, was dieser Zeitsprung bringt und warum das sein muss, ist er/sie bereits wieder gefangen von der interessanten Erzählweise, die sich durch das ganze Buch zieht. Detailreich und ausformuliert vermag es die Autorin nicht nur ‚Fanny’s‘ Blick einer Handlung folgen zu lassen. Im Verlaufe des Buches wird dem Leser mit den aus dem ersten Kapitel bekannten Dampfnudeln der Mund wässrig gemacht, dann folgt eine nette Ausführung zum Anrichten von ‚bemoosten‘ Karpfen. Auch hier wirkt es, als stünde der Leser mitten im Geschehen und durchlebt es selbst. Doch die Ausflüge in die Kochkünste sind kurz. Auch an anderer Stellen wird die Geschichte interessant erzählt und vermag es den Leser förmlich einzusaugen beziehungsweise den teils kurzen aber doch ausreichend einfühlsam beschriebenen Szenen mit Spannung zu folgen.
Im historischen Nachwort erwähnt die Autorin alles, was geschichtlich interessant genug ist, ohne sich in Auswertungen zu verlieren. Das ist sehr angenehm.
Fazit:
Auf den ersten Blick verstörte mich die an einigen Stellen genutzte kursive Schrift, da diese doch etwas schwerer lesbar ist, aber die entsprechenden Kapitel sind kurz und grenzen Vergangenheit und Gegenwart gut ab.
Das Buch hinterlässt einen soliden Eindruck, sowohl vom äußeren als auch von inneren her. Die Seiten sind gewohnt griffig, sodass ein Umblättern auch mit einer Hand leicht fällt. Wann blättert man mit einer Hand um? Z.B. beim Frühstück, Mittagessen, Abendbrot. Kurzgefasst: Es liest sich leicht weg!
Nachtrag: Wenn ich schreibe, man merkt, dass das Buch reifen durfte: Ich konnte bei einer Leserunde der Autorin nach der Entstehungsgeschichte fragen...