Drama um eine junge Deutschen in den Händen der Roten Armee am Ende des Zweiten Weltkriegs.
Buchinhalt:
Im Jahr 1945 gerät die junge Ostpreußin Emma auf der Flucht in russische Gefangenschaft. Sie erlebt das nackte Grauen, wird von der Roten Armee verhört und mehrfach von Soldaten vergewaltigt. Ajoscha, der Offizier ihrer Peiniger, sucht einen Verräter – und Emma, die Russisch spricht, soll übersetzen. Ajoscha verliebt sich in Emma und geht sogar eine Zweckehe mit ihr ein, um sie zu retten. Meint er es wirklich ehrlich oder ist die junge Deutsche auch nur Mittel zum Zweck? Ajoscha selbst lebt auch gefährlich, denn als Christ in der UdSSR zu leben, ist nicht einfach...
Persönlicher Eindruck:
Anfang einer neuen Zeit ist das Romandebüt einer sehr jungen Autorin, der Roman wird als Mischung aus Historienroman, Liebesgeschichte und Spionagethriller beworben. Für meinen Geschmack etwas zu hoch gegriffen. Die Geschichte punktet zwar mit ihrer christlichen Grundthematik, dennoch lässt sie ein gewisses Maß an Raffinesse vermissen.
Zu Beginn liest sich der Schreibstil wie ein Schulaufsatz: Kurzsatzschreibweise, wenig inspiriert. Etwa ab dem zweiten Drittel ist der Stil ein komplett anderer und ich bin überzeugt: da hatte Autorin Rompf Hilfe von einem anderen Schreiber. Inhaltlich beginnt die Geschichte in Ostpreußen am Ende des Zweiten Weltkrieges, doch als Leser kann ich keinerlei Kopfkino spüren. Rompf schafft es nicht, den von ihr gewählten Schauplatz lebendig werden zu lassen und den Leser auch emotional an den Ort des Geschehens mitzunehmen.
Die beiden Hauptfiguren Ajoscha und Emma stammen aus zwei vollkommen konträren Lebenswirklichkeiten: der harte russische Offizier auf der einen und die verschüchterte Deutsche auf der anderen Seite. Emmas Schicksal, das Grauen, das sie in ihrer Gefangenschaft erlebt, sind zweifelsohne starker Tobak und durchaus authentisch für jene Leser, die schon Zeitzeugenberichte von Vertriebenen in den Händen der Roten Armee gelesen haben, dass Emma an ihrem Schicksal nicht komplett zerbricht, ist fast ein Wunder. Möglicherweise schwingt da im Lauf der Handlung auch ein bisschen Stockholm-Syndrom mit, denn Emma verliebt sich schließlich in den Befehlshaber ihrer Peiniger: ob man das so recht glauben mag – ich weiß nicht.
Ajoscha war für mich ein schwer einzuschätzender Charakter. Sein christlicher Glaube steht für mich in krassem Widerspruch zu seinem anfänglichen Verhalten – behauptet er doch, nichts von den Vergewaltigungen gewusst zu haben. Das kann ich so überhaupt nicht glauben, denn in der straffen Hierarchie seiner Truppe macht keiner der untergebenen Soldaten irgend etwas, das der vorgesetzte Offizier nicht weiß oder nicht befiehlt. Für mich redet sich Ajoscha da nur die Welt schön, nichts weiter.
Der christliche Aspekt der Geschichte ist stark ausgeprägt und dreht sich um das Thema Vergebung und Gottes unerschütterliche Liebe. Dennoch fand ich es etwas befremdlich, wie Ajoscha bis zum Schluss versucht, Emma mit seiner Überzeugung so lange zu bestürmen, bis auch sie glauben solle, wie er. Ob das die richtige Vorgehensweise ist, wage ich zu bezweifeln. Dass Emma da komplett dicht macht, wundert mich nicht. Ajoschas Missionierungseifer hatte für mich an einigen Stellen nahezu bigotte Züge.
Insgesamt fand ich die Idee, die dem Roman zugrunde liegt, gut und interessant, ich habe das Buch auch gerne gelesen und mich in Emmas Geschichte hineinversetzt. Zwischendurch hatte die Handlung allerdings auch einige Längen, in denen sie auf der Stelle trat, fügte sich jedoch zum Ende hin zu einem stimmigen Schluss.
Fazit: ein durchaus ausbaufähiges Debüt mit Potential, aber auch einigen Mängeln und nicht immer so authentisch, wie ich es mir erhofft hatte. So 100%ig überzeugt davon bin ich nicht, leider.