Horizont erweiternde Gespräche
Alte weiße Männer
Die Autorin interviewt Männer über Feminismus und die Definition des alten weißen Mannes. Es sind Gespräche, die sie Schlichtungsversuch" nennt. An sich hätte ich mir das Buch nicht unbedingt gekauft, weil ich nicht mehr das Gefühl habe, dass wir Frauen noch mehr tun müssen und auch noch auf die Männer zu gehen zu müssen. Für mich ist das Verhältnis bereits irgendwie zerrüttet. Natürlich gibt es nette, aufmerksame Männer. Das Problem, was ich nach ein paar Büchern feministische Literatur aber sehe ist, dass wir in einem Umfeld zwischen Ignoranz und unmöglichen Geschlechter Rassistischen Anforderungen aufwachsen, dass eigentlich Männer in der Pflicht sind uns zu unterstützen. Leider passiert oft genau das Gegenteil. Es fängt schon bei der gleichen Größe der Toilette an, die trotzdem fehl am Platz ist, wie sie ist( mehr Infos in „unsichtbare Frauen“)...
Sophie Passmann trifft sich zum Essen mit ihnen, den Männern, das auch schon ihre Persönlichkeit darstellen kann, wie zum Beispiel das romantische Picknick mit veganer Butter und Weingläsern im englischen Garten mit Klaus von Wagner.
Dann beginnen sie ein Gespräch über ihre Ansichten. Dennoch musste nicht jeder alte weiße Mann zu Wort kommen.
Manchmal bekommt man das Gefühl, dass die Autorin sehr feinsinnig kleine Silhouetten der Sympathie und Antisympathie in Sprache verpackt.
"Er deutet auf aaalles um ihn herum was in dem Fall nur der Innenhof war und sagte:" Frauen haben hier keine Probleme...""- Ich hatte das Gefühl, das sie hier subtil eine Metapher für einen kurzen Horizont eingebaut hat. Nette Spitze. Nach kurzem checken ihrer Vita, scheint das nicht von ungefähr zu kommen.
Das Hörbuch erinnert mich ein wenig an die Känguru Chroniken. Ich stelle sie mir irgendwie als feministisches Känguru vor, das weder lächerlich oder lustig ist, sondern berechtigt. Sophie Passmann fragt genauso lästig nach dem unbeliebten Feminismus.
Ich bin mir nicht sicher, ob die Herren nochmal ein Interview mit ihr führen würden. Aber sie hat sehr lustige Beschreibungen...
Einige Aussagen der Herren:
- "Frauen können nicht Netzwerken" {laut Bildchef}
-"Marslovsche Bedürfnis Pyramide Feminismus ist ein Luxusproblem, was wir uns nur erlauben können, weil wir gerade kein anderes haben" (Anm. des Verfassers:...Man könnte mehr Potenzial aus der Gesellschaft heraus holen, wenn man das ungenutzte der Frauen "frei bricht")
Ihre Aussagen:
-"Hätten wir Frauen darauf gewartet, dass Männer uns befreien, wären wir immer noch eingesperrt..."
-"Ja, ich weiß, wer mich als Tochter hat, braucht auch keine Feinde mehr."
-"Wir erarbeiten uns mühsam eine Kultur des Netzwerkens...Wir sterben später nicht an Krebs, wie die Netzwerkraucher, sondern an Altersarmut "
-"Wenn man auch gut und friedlich Leben will, sollte man sich in andere versuchen hineinzuversetzen."
Alte weiße Männer finden es meistens nicht so toll in das Gesellschafts- Korsett alter weißer Mann gesteckt zu werden, weil das für sie Einschränkungen bedeutet. Allerdings besitzen /besaßen sie diese Rechte exclusiv, weswegen sie es gar nicht so toll finden plötzlich damit konfrontiert zu werden.
......
Rainer Langhans, der mal mit Uschi Obermaier liiert war und mit dem „Kaufhausbrand- Flugblatt“ von 1967 ( laut Wikipedia) in Verbindung gebracht wird, hat mich besonders erschüttert, weil ich durch das Interview das Gefühl habe, dass er nur sagt, er wäre Feminist, um seine Frauen zu mindwashen, weil, sie müssen ja was an sich ändern, damit sie die Männer ändern können.
-}Das sollen sie am besten noch zusätzlich zu den ganzen Care arbeiten erledigen. Sich ändern, dann den Kerl. Der Kerl muss ihnen dazu kein Stück entgehen kommen, weil sie ja was wollen. Er kann dabei passiv in seiner Rolle verharren und warten bis er etwas gemacht bekommt.
Jetzt frage ich mich, würde sich der Mann Rainer Langhans überhaupt von ihnen, den Frauen ändern lassen? Es kann sein, dass er etwas für den Feminismus getan hat, aber seine Ansichten wirken hier nicht mehr zeitgemäß und hätte ich das Interview geführt, hätte er mir irgendwie Angst gemacht. Spätestens bei der Gabel. Ich dachte er wäre netter.
Bei einigen schlechten Bewertungen von männlichen Accounts merkt man einfach, dass sie sich das nicht Mal angehört haben.
Insgesamt ist das Hörbuch ganz unterhaltsam, weil sie die Interviews gut verpackt und die meisten Partner sich von ihrer verständigen Seite zeigen. Ich denke nicht, dass solche Unterhaltungen im privaten mit Privatpersonen so einfach Zustande kommen würden, denn hier präsentieren sich die repräsentativen Männer von einer guten Seite. Es ist ein wichtiges Thema. Solche Diskussionen sollten gerade in Corona weiter geführt werden, wo ich persönlich das Gefühl habe, dass die Welt zu sehr alten Mustern zurück findet.
Sie sagt auch, dass es wichtig ist, dass man auf Männer zugehen, um das Gespräch über Feminismus zu führen, weil sonst das frauenfeindliche Weltbild verankert bleibt. So freue ich mich umso mehr, dass sie es so kultiviert macht, denn meine Reizschwelle wäre dafür zu gering und das Gefühl nach ewig, langen Diskussionen zu unbefriedigt, weil man doch viele, lange Diskussionen braucht damit sich ein ganz kleines bisschen ändert. Durch die ganzen Carearbeiten haben Frauen ja bekanntlich für sowas sehr wenig Zeit. Aber immerhin hat es eine Mal gemacht ;) .