Vielschichtiger, mitreißender 3. Band der Familiensaga - eine absolute Empfehlung meinerseits!
Buchinhalt:
Bad Doberan in den 1930er Jahren: mit wachsendem Einfluss der Nationalsozialisten steigen zum Bedauern der Hoteliersfamilie auch immer mehr Anhänger und Funktionäre der NSDAP im Palais Heiligendamm ab. Elisabeth und Julius, die die Leitung des Hotels wieder von Paul übernommen haben, tun sich schwer damit, sich damit abzufinden, doch ihnen bleibt keine andere Wahl. Schließlich steigt auch Tochter Julia in die Hotelgeschäfte ein und während eine Gratwanderung zwischen Moral und Status Quo beginnt, steht die Familie schon bald vor einer alles veränderten Entscheidung...
Persönlicher Eindruck:
Im nunmehr dritten Band ihrer opulenten und mitreißend authentischen Familiensaga um eine Hoteliersdynastie an der Ostsee ist es Autorin Grünig wieder vortrefflich gelungen, den Leser in vergangene Zeiten mitzunehmen. Inzwischen in den 1930er Jahren angekommen macht der wachsende Einfluss der NSDAP und ihrer Schergen auch nicht Halt vor dem inzwischen in dritter Generation geführten Familienbetrieb: immer mehr Parteigrößen steigen im Palais ab und die Falkenhayns stehen vor schwierigen Entscheidungen. Zwischen Moral und Akzeptanz des Status Quo verläuft nur ein schmaler Grat und man ist letztlich gezwungen, gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
Julius und Elisabeth übernehmen die Hotelleitung wieder von Paul, der mit seinem homosexuellen Geliebten nach Berlin zieht. Doch auch Paul tut vieles, was er tut, nicht freiwillig. Seine Neigungen zu verbergen ist das Einzige, was sein Leben retten kann, denn der Einfluss der NSDAP nimmt immer mehr zu. Ähnlich ergeht es auch Luise, die unter der Ehe mit Carl leidet und alles daran setzt, ihr zu entkommen.
Tiefgründig und lebendig erzählt die opulente Familiengeschichte viele parallele Handlungsstränge, die trotz des großen Aufgebots an Figuren und der nahtlosen Fortsetzung der Geschehnisse von Band 2 immer verständlich und nachvollziehbar bleiben. Ich habe sehr genossen, mich ein drittes Mal fallen zu lassen in eine Familiengeschichte, die authentisch und glaubhaft das Leben in in einer unbestritten dunklen Zeit deutscher Geschichte dem Leser bildhaft vor Augen führt. Kleine und große Begebenheiten des Alltags, historisch verbürgte Tatschen und Personen verwebt die Autorin gekonnt mit ihren eigenen Charakteren und der Fiktion, die diesen bildreichen und mitreißenden Roman ausmachen. Von der ersten bis zur letzten Seite nimmt der Plot den Leser regelrecht gefangen – hat man einmal mit Lesen begonnen, wird es nur schwer möglich sein, das Buch wieder beiseite zu legen.
Zeitlich umspannt die Handlung einen Zeitraum von 1933 bis zum Einmarsch der Wehrmacht in Polen 1939, der den Beginn des Zweiten Weltkriegs markiert. Das Schicksal der Falkenhayns, ihrer inzwischen flügge gewordenen Tochter Julia, aber auch von Paul Kuhlmann und Luise von Herrhausen wurden so glaubhaft geschildert, dass es beim Lesen ist, als wäre man selbst dabei.
Ich bedauere, dass nach nunmehr drei Bänden das Ende dieser in wirklich allen Punkten empfehlenswerten Romantrilogie erreicht ist – wobei das Ende, obwohl in sich stimmig – noch so viel offene Handlungsfäden bereit halten würde, um irgendwann einen vierten Band nachzuschieben. Schön wäre es – ich hätte gerne erfahren, wie es der Familie während und nach dem Krieg ergangen ist und was aus dem Familienhotel wurde.
Alles in allem eine absolute Leseempfehlung, diese Buchreihe ist ganz großes Kino, das man sich nicht entgehen lassen sollte!