Bad Boy mit Herz und Verstand
Wohin die Liebe fällt, lässt sich oftmals nicht ändern, auch wenn das Paar zunächst nicht zueinander passen scheint, entsteht zwischen Tristan und Riley eine außergewöhnliche Freundschaft, die in Tristan das Licht weckt. Ein Licht, was er lange Zeit in seinem Leben vermisst hat. Er, der durch Dub, den Boss einer Gang in Millers, Arkansas in einem regelrechten Abhängigkeitsverhältnis gestanden hat. Sich gegen Dub zu stellen, käme einem Todesurteil gleich und Tristan erkennt schnell die Suggestion des Gangbosses, die ihn seit seiner Kindheit prägen. Das Tattoo, welches ihm schon früh verpasst wurde, zeichnet ihn als Mitglied aus und auszusteigen ist keine Option, zumindest nicht zu Beginn der Story, die absolut authentisch wirkt, was durch das Nachwort der Autorin noch glaubhafter auf mich wirkt. Absolut skrupellos und ohne mit der Wimper zu zucken, setzt Dub seine Ziele durch und tötet bei Verrat, was Tristan letztendlich das Herz brechen wird und seine Entscheidung zum Ausstieg noch manifestiert. Ich konnte mich sehr gut auf Riley und Tristan einlassen und gerade dadurch, das diese Liebesgeschichte durch Gewalt und Macht geprägt wird, ist Liebe nicht der Fokus auf den die Autorin gesetzt hat, sondern die Befreiung und der Beginn eines neuen Lebens. Vielleicht auch ein Leben ohne Angst gemeinsam mit Riley?
Es geschieht sehr viel innerhalb der Story, die mich nachdenklich stimmen konnte, denn die Gangs in Amerika sind nicht erfunden, sondern könnten genauso agieren, wie Dub in diesem interessant gestrickten Plot. Darauf eine Liebesgeschichte aufzubauen, wobei die Freundschaft überwiegt, ist eine gelungene Präsentation der Ereignisse, die sich zum Ende hin komplett überschlagen, wobei es einem Befreiungsschlag gleicht, denn nur so kann sich Tristan von seinen Fesseln lösen. Rund und absolut passend gelöst und auch kein Grund für mich erstaunt zu sein. Kinder mit Waffen in der Hand sind nicht utopisch, dieses liest man immer wieder in den Medien, sodass ich dankbar bin für unser Waffengesetz.
Insgesamt ein sehr gelungener Jugendroman mit passenden Protagonisten, die definitiv aus der Masse herausstechen konnten. Gerne eine Leseempfehlung an all diejenigen, die nicht nur schnöde Liebesgeschichten lesen wollen. Viele, viele gelungene Szenen, die nachdenklich stimmen und nur ein, zwei Küsse zweier Jugendliche inmitten einer harten Story, die auch auf Basketball aufbaut, was ich faszinierend fand, da Riley sich einfach nicht wie ein typisches Mädchen benimmt und sich nicht unterkriegen lässt, trotz grausamen Geschehens. Durch sie bekommt Tristans Leben Risse und ein für ihn sehr gefährliches Umdenken geschieht, was aber dienlich ist, um sein Potential zu entfalten. Dieser Roman beihaltet kein Happy End, sondern überlässt der Leserin / dem Leser seine eigenen Gedanken, was mir sehr gelegen kam, um einen für mich geeigneten Abschluss zu finden.
"Lips don´t lie" war definitiv anders als erwartet, aber gerade deshalb ein Roman, der nicht so schnell vergessen wird. Emotionalität und Authentizität nehmen inmitten von persönlichen Tragödien sehr viel Raum ein und wirkt sicherlich auch nach Beenden noch eine Weile nach. Ein Roman, dessen Story wirklich sehr viel Wert hat.