Schmerzlich berührend und voller Neuanfänge
Der Roman "Der Himmel ist hier weiter als anderswo" zeigt schmerzlich den Kampf zurück ins Leben einer Witwe, die gemeinsam mit ihren vier Kindern einen Weg finden muss, die Trauer um ihren geliebten Mann Jan zu verarbeiten. Der Umzug in das alte Land ist ein Schritt in die richtige Richtung, wobei die Mauern, die Fee um sich herum errichtet hat, erst nach und nach zu bröckeln beginnen. Auch für die Kinder ist es eine große Umstellung und nicht immer einfach, da jedes der vier Kinder auf die neue Situation anders reagiert. Es ist zum einen das Alter, aber eben auch die Besonderheit des jeweiligen Charakters sich nicht unbedingt sofort zurecht zu finden. Wunderbar gezeichnet ist hier der Familienzusammenhalt, auch wenn nicht immer alles glatt und ohne Schwierigkeiten verläuft, zeigt sich doch, das alle ganz wunderbar miteinander agieren können. Es ist ein Lernprozess sich als alleinerziehende Mutter zu behaupten und nicht alle Menschen im Alten Land sind der Familie wohlgesonnen, was sich spätestens dann zeigt, als das eröffnete Cafè im ehemaligen Gasthaus durch einen Unfall in der Presse und diversen Internetportalen an den Pranger gestellt wird. Wieder steht die Familie vor Entscheidungen, die zu treffen Fee komplett überfordern.
Mir hat sehr zugesagt, dass dieser mitunter sehr berührende Roman sehr facettenreich geschrieben ist und die Probleme und Belastungen einer Familie zeigt, die mitunter auch sehr wütend macht. Das Leben könnte so einfach sein, wenn es nicht immer Menschen geben würde, die ein falsches Spiel spielen oder auch Mobbing unter Kindern, die andere aufgrund ihrer Begabungen nicht akzeptieren können. Martha ist ein ganz Besonderes Kind, welches so spontan ausgelegt an einer Autismus Spektrum Störung leidet und dennoch ganz wunderbar in Fees außergewöhnliche Familie passt. Überhaupt sind Fees Kinder, wenn auch hier und da sehr pubertär in ihren Eigenschaften sehr gelungen gezeichnet. Der ältere Sohn der sich in allem zurückhält, um seine Mutter nicht weiter zu belasten und doch einen großen Anteil daran nimmt, seiner Mutter den Rücken zu stärken. Der jüngste Sohn, der immer wieder dazu auffordert, das Fee ihre Geige wieder zur Hand nimmt und Rieke, die immer wieder neue Ideen entwickelt, die finanzielle Situation zu verbessern, dabei mitunter auch über das Ziel hinausschießt. Es ist eine Familie, die man sofort ins Herz schließt und daher ist es nicht verwunderlich, dass es eben auch den Nachbarn gibt, dem nicht verborgen bleibt, wie attraktiv und liebenswert Fee ist.
Letztendlich ist "Der Himmel ist hier weiter als anderswo" die Verarbeitung eines Traumas, die mehr als gelungen in eine Liebesgeschichte verpackt wurde , zudem ein idyllischer Schauplatz, der schon beim Lesen Ruhe und Heilung innerer Wunden verspricht. Insgesamt ein Wohlfühlroman trotz Trauer und der Wut zwischendurch auf Menschen, die nicht ahnen können, wie sehr sie durch ihr Verhalten verletzen können. Mir haben auch die vielen Nebencharaktere sehr gefallen, die Fee und ihre Kinder auf ihrem Weg begleiten. Es gibt Menschen die Mut zu sprechen, andere die einfach in den Arm nehmen und trösten und dann die, die durch handwerkliches Geschick den Zustand des Wohnhauses verbessern, ohne Fee dabei in den Ruin zu stoßen. Ein Happy End ist inbegriffen, da Fee irgendwann erkennt, wie wertvoll das Leben im Alten Land für ihre Familie ist und tiefe innere Wunden nach und nach heilen können. Nicht alles, was Fee anfängt hat ein gutes Ende, aber letztendlich ist es auch die Geige, die ihr helfen wird ihren Beruf als Musikerin wieder aufzunehmen, wenn sich dieses zwar anders als zuvor gestaltet, sind die Töne, die die Geige hervorbringt Teil des Heilungsprozesses.
Ein wunderschöner Roman, der durch seine vielen unterschiedlichen Emotionen eine Leseempfehlung verdient!