Lesenswerte Mischung aus interkultureller Lovestory gepaart mit spannendem Umweltkrimi.
Buchinhalt:
Josephine „Joe“ Cunningham reist im Zuge ihrer Doktorarbeit nach Alaska, um ein dortiges Forschungsprojekt zu unterstützen. Auf ihrem Weg ins Forschungscamp lernt sie den Buschpiloten Gooch kennen, der dem Volk der Tlingit angehört und seinem Ruf als Weiberheld alle Ehre macht. Joe findet schnell Freunde in der Station und auch die Forschungen laufen gut – bis eines Tages Messungen manipuliert und Daten gehackt werden. Joe und ihre Freunde decken einen massiven Umweltskandal auf und auch die Beziehung zu Gooch steht immer wieder vor einer Zerreisprobe….
Persönlicher Eindruck:
Den Leser erwartet in diesem Roman eine interessante und eingängige Mischung aus Umweltkrimi und interkultureller Liebesgeschichte vor der wilden und ungezähmten Kulisse Alaskas. Der Schreibstil ist eingängig und plastisch, die Figuren haben Profil und man fühlt sich schon auf den ersten Seiten hinein gesogen in eine spannende Story, die einen in Alaskas Wildnis entführt.
Womit ich allerdings nicht wirklich warm wurde, ist die weibliche Hauptfigur. Joe stammt aus einer reichen Anwaltsfamilie, ist buchstäblich mit dem goldenen Löffel im Mund geboren und steht unter der Fuchtel ihrer ebenso dominanten wie oberflächlichen Mutter. Kein Wunder, dass sie Reißaus nimmt und in einer Forschungsstation am anderen Ende des Kontinents quasi „untertaucht“.
Was mich an Joe gestört hat, ist ihre wahnsinnig nervige, schnippische und gewollt „humorvolle“ Art. Egal, was andere sagen oder tun, von Joe erntet jeder einen bissigen Kommentar und sie hat auch wirklich auf die simpelsten Fragen eine freche Antwort. Wäre sie im Roman nicht als Anfang Zwanzig beschrieben, hätte ich den Eindruck, es handelt sich um einen pubertären Teenager. Kaffeesüchtig und morgenmuffelig meckert sie sich durch den Roman, irgendwann hat man ihre Art einfach satt – da hat sich jedes dann noch so gut gemeinte schriftstellerische Stilmittel einfach tot gelaufen. Warum Gooch so viel Geduld mit ihr hat, ist mir mehr und mehr ein Rätsel: läuft es mal nicht so, wie Joe es sich vorstellt, mutiert sie zur größten Zicke vor dem Herrn.
Gooch als männliche Hauptfigur ist eine indianische Mischung aus Frauenschwarm, tätowiertem Bad Boy und in seiner Tradition verwurzeltem Helden, der seit dem ersten Aufeinandertreffen ein Auge auf Joe geworfen hat. In Bezug auf Joe ist er möglicherweise auch ein Teil Vaterersatz aber in erster Linie heißer Lover mit Erfahrung und der Freund, in dessen Familie Joe die Nestwärme erfährt, die sie in ihrer eigenen Familie vermisst.
Die Sekundärhandlung der Geschichte ist ein Öko-Krimi mit spannenden Recherchen, Überwachungen und Fluchten, der sich um die bedrohte Landschaft und Tierwelt Alaskas dreht. Zusammen mit ihren beiden Freunden, der begeisterungsfähigen Trisha und dem Computer-Nerd Barney versucht Joe, einem Umweltskandal auf die Schliche zu kommen.
Gut gefallen hat mir der Einblick in die Sagenwelt und Kultur der Ureinwohner Alaskas, der Tlingit – die sich ziemlich von den weitläufig bekannteren Prärieindianern Nordamerikas unterscheidet. Als Leser erfährt man sehr viel über ihre Denkweise und Traditionen, ihre Lebensweise früher und in der Gegenwart.
Wer sich durch das eher langweilige und etwas lieblose Cover nicht abschrecken lässt (schließlich ist das Cover der erste Eindruck, den man von einem bis dato noch unbekannten Buch erhält), den erwartet eine durchaus lesenswerte Mischung aus Lovestory und Umweltkrimi, wobei ich an der Krimihandlung fast noch mehr Spaß hatte, als an der Beziehungskiste.