Highlight
Im Jahr 1978 dringt in der Nacht ein Mann in ein Studentinnen-Wohnheim ein und misshandelt mehrere junge Frauen. Die einzige Person, die den Täter gesehen hat, ist Pamela, die Vorsitzende der studentischen Verbindung. Nach dieser Nacht verändert sich das Leben von Pamela und allen anderen Frauen des Wohnheims…
Das Buch „Bright Young Women“ von Jessica Knoll nimmt die Taten des realen Serienmörders Ted Bundy als Vorlage Die Autorin konzentriert sich jedoch auf die Opfer und nicht auf den Täter. Dieser nimmt nur eine Nebenrolle im weiteren Geschehen ein.
Vielmehr bringt uns die Autorin das Leben junger Frauen in den USA in den 70er Jahren näher. Von ihren Eltern sind sie mit den Regeln, Normen und Ansprüchen der letzten Generationen aufgezogen worden: Frauen haben sittsam, still, fleißig zu sein und sich einen passenden Ehepartner an der Universität zu sichern.
Das führt Jessica Knoll besonders an drei Beispielen aus. Da ist die fleißige, strebsame Pamela, die sehr pflichtbewusst ist und als Vorsitzende der studentischen Verbindung stets ein Auge auf alle und alles im Wohnheim hat. Sie ist mit einem Mann verlobt, der wie sie Rechtswissenschaften studieren will. Besonders wichtig ist, dass sie sich ihm unterordnet und nicht versucht, schlauer als er zu sein. Als Zeugin bei dem Überfall ist sie die einzige Person, die den Täter gesehen hat. Doch weder die Polizei, der Wachdienst der Universität noch ihr Verlobter schenken ihrer Beschreibung und ihren Beteuerungen Aufmerksamkeit.
Tina wiederum ist eine junge Frau, die nach einer Ehe mit einem wesentlich älteren Mann zu Reichtum gelangt ist. Sie ist selbstbewusst, mutig und zielstrebig. Doch auch sie wird beruflich von ihren Kollegen im besten Fall mit Ignoranz gestraft oder gebeten, Kaffee zu holen.
Tina ist maßgeblich an der Entwicklung von Ruth beteiligt. Ruth leidet unter dem Tod ihres Vaters und ihrer hartherzigen, einengenden Mutter, für die das Bild nach außen das wichtigste im Leben ist – Hauptsache die Fassade stimmt.
Mich hat es immer wieder beeindruckt, wie pointiert die Autorin es schafft, uns diese drei Frauen nahezubringen und damit die Grenzen aufzuzeigen, in denen sie sich bewegen. Alle drei machen im Buch eine Entwicklung durch und weiten ihre Grenzen aus. Doch das hat auch immer einen Preis.
Als Gerüst dient dabei über die gesamte Länge des Buches der Überfall, die Suche nach dem Täter und die Gerichtsverhandlung. Für mich hat die Autorin es perfekt geschafft, beides miteinander zu verweben.
Das Geschehen läuft auf drei Zeitebenen ab. Das sorgt für Abwechslung. Dabei wird immer wieder auf Ereignisse vorgegriffen, was mich extrem neugierig auf den weiteren Ablauf der Handlung gemacht hat. Jessica Knoll ist eine Autorin, die ich auf jeden Fall im Blick behalten werde.