Ein realistisches Buch über Trauer und deren Verarbeitung
"Marianengraben" hat mich positiv überrascht. Auch wenn der untergründige Ton sehr schmerzlich ist, da der Verlust eines geliebten Menschen in den Fokus gerückt wird, beinhaltet das Ende sehr viel Schönheit und Neuanfänge, das dieses nicht negativ belastet wird. Es ist letztendlich ein Roadmovie zweier sehr unterschiedlichen Menschen, die sich auf sehr ungewöhnliche Art und Weise kennen lernen, aber dasselbe zu verarbeiten haben. Die Situationskomik mitunter nimmt der Trauer ihren Schrecken und wertet absolut auf.
Ich gestehe, ich habe zuvor niemals vom Marianengraben gehört, welcher immer wieder einen großen Anteil im Buch übernimmt. Das Ende, welches die Strecke als gut 11.000 Kilometer bemisst, hat etwas von einem meiner liebsten Kinderbücher "Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich habe?" und passt auf seine individuelle Art passgenau zu der tiefen Liebe einer Schwester zu ihrem kleinen Bruder.
Das Cover zeigt Tentakel, die auch erscheinen, wenn man den Buchumschlag entfernt. Sie stehen sinnbildlich für die Trauer, die Paula empfindet, da sie sich fühlt als hätte sie ein riesiger Oktopus gepackt und würde sie nicht loslassen wollen. Irgendwann im weiteren Verlauf der Story, lösen sich die Tentakel nach und nach. Es ist eine ganz Besondere Art in die Unterwasserwelt einzutauchen, denn der eine oder andere Fisch und Lebenwesen des Meeres werden uns begegnen, da Tim, Paulas kleiner Bruder dafür sehr zu begeistern war.
Dieses Buch ist definitiv einzigartig und wunderschön in seinen Aussagen. Ein Mann, ein Hund, ein Huhn und eine gebrochene junge Frau machen sich auf, um ein Versprechen zu erfüllen. Manchmal muss man diese halten, um seinen eigenen inneren Frieden zu finden. Es hat mir sehr gefallen, mich nachdenklich gestimmt, mich meiner eigenen Sterblichkeit erneut vor Augen geführt und aber auch ganz viel Hoffnung verbreitet. "Marianengraben" ist ein Roman, der gelesen werden sollte, da das Erleben Paulas letztendlich dazu führt, Schuldfragen zu klären und endlich los zu lassen. Den Schmerz zuzulassen und anderes Schönes, wieder wahrzunehmen. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.