Berührend und authentisch
Lauren ist mit ihrem Mann Tim glücklich verheiratet. Die beiden haben zwei Töchter, mit denen sie relativ sorgenfrei in einem kleinen Häuschen leben. Das Schicksal meint es allerdings nicht gut mit der kleinen Familie. Es schlägt gnadenlos und völlig unverhofft zu, als Lauren wegen ihrer häufig auftretenden Kopfschmerzattacken einen Arzt aufsucht. Bei den Untersuchungen wird ein aggressiver Hirntumor entdeckt. Laurens Lebenserwartung sinkt rapide. Obwohl sie für ihren Mann und die Kinder stark sein und kämpfen will, machen ihr die Ärzte keine Hoffnung. Die Krankheit ist zu stark und Laurens Zustand verschlechtert sich unaufhaltsam. In ihr keimt der Wunsch auf, sich in Würde von ihren Lieben zu verabschieden....
Lauren, ihre Familie und ihre engsten Freunde versammeln sich in einer lichtblauen Sommernacht, um gemeinsam Abschied zu nehmen und noch einmal miteinander glücklich zu sein. Tränen soll es an diesem Abend nicht geben. Das ist Laurens ausdrücklicher Wunsch und so lassen alle die gemeinsame Zeit miteinander Revue passieren. Im Mittelpunkt der Erzählung stehen Lauren und Tim. Man erfährt, wie sie sich kennenlernten und zu dem Paar wurden, das gemeinsam den Weg durchs Leben geht, auch wenn dieser Weg nun viel zu schnell enden wird.
Vom ersten Moment an, ist man von der berührenden Geschichte fasziniert. Es ist beinahe so, als ob man mit am Feuer sitzen und den Rückblick dort erleben würde. Obwohl Lauren ausdrücklich darum bittet, auf Tränen zu verzichten, kann man ihren Wunsch nur schwer erfüllen. Denn Emily Bold beschreibt ihre Protagonisten so lebensecht, sympathisch und liebenswert, dass sie einem von Seite zu Seite mehr ans Herz wachsen. Gemeinsam erlebt man Fassungslosigkeit, Wut, Hoffnung, aber auch Vertrauen, Mut und grenzenlose Liebe. Diese Gefühle wirken jedoch nicht gekünstelt oder gar aufgesetzt, sondern authentisch und nachvollziehbar.
Zwischen den Zeilen schwebt eine gewisse Traurigkeit. Allerdings blitzt manchmal, ganz unverhofft, ein wenig Humor durch, der einem ein spontanes Lächeln ins Gesicht zaubert. Eine allzu düstere und schwermütige Erzählung braucht man hier nicht zu befürchten. Emily Bold gelingt es, das traurige Thema angemessen, aber auch mit einer gewissen Leichtigkeit, zu vermitteln. Es fällt schwer, sich von Laurens Geschichte zu lösen, denn sie übt einen regelrechten Sog aus, dem man sich kaum entziehen kann. Einmal angefangen, möchte man das Buch am liebsten in einem Rutsch durchlesen.
Obwohl mir Liebesgeschichten normalerweise ein Graus sind, hat mich Laurens Geschichte, die eine Liebeserklärung an das Leben ist, tief berührt und zum Nachdenken angeregt. Ich muss gestehen, dass ich mich stellenweise nicht an ihre Bitte, doch auf Tränen zu verzichten, halten konnte. Ich vergebe deshalb begeisterte fünf Bewertungssterne und eine klare Leseempfehlung.