Mitreißende, lebendige Familiensaga, die berührt, bewegt und dem Leser in vergangene Zeiten mitnimmt. Einfach klasse!
Buchinhalt:
Es ist das Jahr 1921, als Luise, die jüngste der sieben Strebel-Geschwister im schlesischen Gleiwitz auf die Welt kommt. Wenige Jahre später bricht der Zweite Weltkrieg über ihre Heimat herein, eine Zeit, die Luises Leben und das ihrer Familie nachhaltig prägen wird. Unbeschwerte Kindheit, Freundschaft und Familie, aber auch Leid, Tod und Entbehrung liegen nahe beieinander – in einer Grenzregion zwischen Deutschland und Polen, die doch in erster Linie immer Heimat und Zuflucht gewesen war….
Persönlicher Eindruck:
Mitreißend und bewegend schildert die Autorin das Leben in Schlesien, dem einstigen Industrierevier des Deutschen Reiches – anhand der Großfamilie Strebel, ihrer Freunde und Nachbarn im schlesischen Gleiwitz.
Bereits auf den ersten Seiten ist man als Leser mitgerissen und kann sich kaum mehr von den Seiten lösen, hat man einmal mit dem Lesen begonnen. Der Schreibstil ist wunderbar und man ist sofort ein Teil dieser packenden Saga, die sich zwischen 1921 und 2003 erstreckt.
Auch wenn zunächst Luise, die jüngste der Strebel-Kinder, die heimliche Hauptfigur der Autorin ist, kommen auch alle anderen Figuren nicht zu kurz. Trotz der vielen Namen und Familien hatte ich nie Schwierigkeiten, die einzelnen Personen zuzuordnen – im Gegenteil: man ist beim Lesen irgendwie ein Teil der Nachbarschaft und hautnah dabei, sei es nun bei Luises erster Kindheitsfreundin, dem ersten Schultag oder dem ganz normalen alltäglichen Leben zwischen Paulstraße und Annastraße.
Das Namensregister zu Beginn des umfangreichen Buchs ist hilfreich, auch wenn es nicht man wirklich zum Verständnis notwendig wäre. Das Glossar am Schluß umreißt die wichtigsten geschichtlichen Fakten, in denen der Roman eingebettet ist.
Der Schwerpunkt der Handlung liegt auf den Jahren vor und während des Zweiten Weltkriegs, der Familie Strebel und die anderen Bewohner ihrer Umgebung nachhaltig beeinflusst. Anschaulich wird beschrieben, wie sehr Schlesien eingebettet zwischen Deutschland und Polen war und wie sehr sich die Menschen doch in erster Linie als Schlesier sahen, ungeachtet der gerade aktuellen politischen Situation.
Die zahlreichen in sich verwobenen Lebensgeschichten schaffen ein unvergleichliches Panorama und eine Bildgewaltigkeit der Erzählung. Die Figuren sind dabei durchweg liebevoll, nachvollziehbar und tiefgängig gestaltet, auch die Nebenfiguren. Ihr Leben, ihre Hoffnung und auch ihr Leid machen deutlich, wie sehr Glück und Schmerz doch beieinander liegen – gerade in dieser düsteren Zeit. Gut gefallen hat mir, dass ich vieles von dem, was ich aus Erzählungen von Zeitzeugen dieser Zeit kenne, im Buch in der ein oder anderen Weise wiedergefunden habe.
Das Hauptaugenmerk liegt bei diesem Roman nicht – wie bei vergleichbaren Romanen aus den deutschen Ostgebieten üblich – auf Vertreibung und Flucht, sondern auf dem Schicksal derer, die (zumindest eine Zeitlang) in Gleiwitz / Gliwice, sprich Schlesien, zurückblieben. Was ich schade fand, ist die Tatsache, dass gerade im letzten Drittel die Zeit nur so dahinfliegt und sich oft ein oder mehrere Jahre in nur einem Kapitel abspielen. Man hätte gut noch einen zweiten Band nachlegen können, Stoff dazu gab‘s reichlich.
Mit über 600 Seiten ist der Roman ein richtiger Wälzer, doch auch der geht irgendwann zu Ende. Der Epilog, der sich letztendlich in der Gegenwart abspielt, rundet die Geschichte gekonnt ab und lässt trotzdem noch Raum für weiterführende Gedanken. Luises Epilog hat mich beim Lesen sehr berührt.
Mein Fazit: ein mitreißender, lebendig beschriebener Roman mit wunderbaren Figuren, die den Leser in ihre Zeit und Gedanken mitnehmen. Eine absolute Leseempfehlung, die ihresgleichen sucht, einfach klasse!