Simple? Nicht immer - dafür sehr abwechslungsreich und international!
Zur Aufmachung:
Dieses im Hardcover-Umschlag mit Strukturprägung gebundene Kochbuch zählt in die Kategorie „Schwergewichte“, ist es mit seinen Maßen von 25,0 x 19,5 x 3,0 cm (HBT) nicht gerade handlich und benötigt während des Kochens seinen eigenen Platz auf der Arbeitsfläche. Das 336 Seiten starke Kochbuch ist insgesamt sehr hochwertig mit griffigem Papier produziert. Zu den meisten Rezepten gibt es ansehnlich in Szene gesetzte Fotografien, leider aber nicht zu allen Rezepten. Den Verzicht auf ein Lesebändchen finde ich bei einem Kochbuch dieser Preisklasse darüber hinaus sehr schade.
Zum Inhalt:
„Simple“ ist das mittlerweile zehnte Kochbuch der britischen Food-Autorin Diana Henry, die bereits mit dem James Beard Award (gilt als „Oscar der Küche“) ausgezeichnet wurde. Nach einem nur zweiseitigen Vorwort startet sogleich der Rezeptteil, der sich in die folgenden zwölf Kapitel unterteilt:
1. „Eier“: 8 Rezepte, wie beispielsweise die deftigen „Huevos rotos“ (S. 16), die sich wirklich schnell zubereiten lassen, zumindest wenn man die Kartoffeln nicht schält
2. „Salate“: 13 Rezepte, wie z.B. der exotisch-fruchtige Salat „Tomaten, zarte Kräuter & Feta mit Granatapfel“ (S. 33)
3. „Toast”: 10 Rezepte für teilweise eher aufwendige Kreationen wie etwa bei „Würzige Avocado mit schwarzen Bohnen, saurer Sahne & Käse“ mit 18 Zutaten (S. 65)
4. „Hülsenfrüchte“: 10 Rezepte mit den oftmals zu Unrecht vernachlässigten Hülsenfrüchten, wobei mir hier das „Einfache Dal aus roten Linsen & Kürbis” (S. 77) besonders gefallen hat
5. „Pasta & Getreide“: 17 sehr abwechslungsreiche, geschmacklich oft überraschende Rezepte, wie beispielsweise die „Türkische Pasta mit Feta, Joghurt & Dill“ (S. 103) mit zarter Zimtnote
6. „Fisch“: 17 Rezepte zu vielen Fischsorten und oft mit frischem Geschmack, wie etwa das „Pilaw mit Garnelen, Fenchel, Tomate & Minze“ (S. 126)
7. „Ofengerichte“: 14 sehr internationale Rezepte, wie z.B. der „Balinesische Schweinebraten“ (S. 174)
8. „Koteletts & Würste“: 14 deftige Rezepte, die mich in ihrer Zutatenzusammenstellung durchaus (positiv) überrascht haben, wie beispielsweise die „Lammkoteletts mit Cidre, Minze & Sahne“ (S. 192)
9. „Hähnchen“: 12 Rezepte, die zeigen, wie unterschiedlich Hähnchen schmecken kann – mein persönlicher Favorit ist hier das „Indisch gewürzte Hähnchen mit Mango & Kokosnuss“ (S. 232)
10. „Gemüse“: 21 spannende Rezepte in diversen Geschmacksvarianten, wie etwa der „Blumenkohl aus dem Ofen mit spanischen Aromen“ (S. 244)
11. „Fruchtige Desserts“: 18 Rezepte abseits der allgemeinen Klassiker, wie z.B. die „Heißen Kirschen mit Grappa & Eiscreme“ (S. 294)
12. „Andere Süße Sachen“: 9 sehr reizvolle Rezepte, von denen es mir insbesondere der „Bittere Schokokuchen ohne Mehl mit Kaffeecreme“ (S. 318) angetan hat
Abgerundet wird der Rezeptteil durch elf „eingeschobene“ ein- bis zweiseitige Artikel zu jeweils passenden Themen, von denen manche ganz informativ sind (wie z.B. „Ei der daus“ auf S. 19 mit Tipps zum richtigen Zubereiten), manche für mich eher entbehrlich sind (etwa „Locker wie ein Sonntagmorgen“ auf S. 167) und in einigen wiederum verstecken sich ganz unscheinbar kleine, aber durchaus feine Rezepte, wie bei „Kleine feine Beigaben: Saucen und Relishes“ (12 Rezepte, S. 152 / 153), „Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln“ (8 Rezepte, S. 260 / 261) oder auch „Mühelose Desserts“ (12 Rezepte, S. 310 / 311). Ein übersichtliches Rezept- & Zutatenregister findet sich auf den S. 331 – 335.
Wie man nun schon gemerkt hat, ist dieses Kochbuch sowohl sehr abwechslungsreich als auch international geprägt, was mir persönlich sehr gut gefällt. Auch merkt man diesem Buch sehr positiv an, dass sich die Autorin abseits der „herkömmlichen“ Gerichte bewegt, denn viele ihrer Rezepte sind in meinen Augen echte Neukreationen (was auch an der Internationalität liegen könnte) und keine Variationen landläufig bekannter Gerichte. Die Kehrseite der Medaille ist aber, dass für viele Rezepte durchaus seltene / ungewöhnliche Zutaten benötigt werden, wie z.B. Pimenton (geräuchertes Paprikapulver), Fregola (eine besondere Pastaart), Pul Biber (Aleppopfeffer), Limabohnen, Calvo Nero ( Palmkohl), Tamarindenpaste, Stubenküken etc. Hier wird das Einkaufen mitunter etwas aufwendiger! Auch kocht die Autorin sehr oft mit Alkohol, wie beispielsweise mit Cidre, Sherry, Wermut oder auch Schlehenlikör. Dies ist sicherlich nicht jedermanns Sache.
FAZIT:
Ein mit knapp 200 Rezepten sehr umfang- und abwechslungsreiches Kochbuch, das mich ein wenig mit gemischten Gefühlen zurücklässt. Hier die Vor- und Nachteile aus meiner Sicht:
(+) sehr viele & abwechslungsreiche Rezepte mit wenig „redaktionellem Drum herum“
(+) viele internationale Rezepte rund um den Globus
(+) oftmals ausgefallene, sehr leckere Geschmackserlebnisse
(+) kleine „Bonusrezepte“ in den redaktionellen „Einschüben“
(-) viele Rezepte sind nicht wirklich „simpel“, geschweige denn schnell (Toasts mit 18 Zutaten!)
(-) oftmals mit ausgefallenen Zutaten, wie z.B. Pul Biber und Calvo Nero
(-) viele Rezepte mit Alkohol
(-) keine Angaben zu Zubereitungszeiten
(-) Keine Nährwertangaben
(-) nicht alle Rezepte bebildert
(-) kein Lesebändchen