schöne Märchenadaption mit viel Potenzial
Claudia Siegman – Das letzte Dornröschen, Märchenfluch
Flora Anthea Allenstein fällt aus allen Wolken, als die Schülerin plötzlich einen Brief in den Händen hält, in dem sie sich bei ihrer neuen Arbeitsstelle für die Pflichtjahre einzufinden hat und das, obwohl sie sich überhaupt nicht beworben hat. Um die „Sache“ klarzustellen fährt sie zur alten Mühle und trifft den Leiter der ASGA, der behauptet, sie wäre ein Dornröschen und hätte ein M-Gen, dass sie dazu befähigt, magische Märchengegenstände aufzufinden.
Als sie dann auch gleich von Val, einem Rapunzel, und Neva, einem Schneewittchen, mit Aufmerksamkeit überschüttet wird, muss sie das erst mal sacken lassen.
Flora muss die Wahrheit in ihrer eigenen Familie suchen. Kann es wirklich sein, dass sie einer ausgestorbenen Märchenlinie entspringt? Das merkwürdige Tagebuch das sie gefunden hat, spricht ja dafür. Und wie soll ihr der verzauberte Spiegel bei all ihren Problemen helfen, den Neva bei ihr vergessen hat? Doch es gibt noch viel dringlichere Probleme, denn in ihrer Stadt werden alte Damen entführt und der Rosenkavalier schlägt schon bald erneut zu...
Die Geschichte ist eine moderne Märchenadaption. Wie der Titel schon andeutet geht es um eine ausgestorben geglaubte Linie der Dornröschen. Die Idee hat mir sehr gut gefallen, die Umsetzung konnte mich allerdings nicht so hundertprozentig überzeugen, obwohl ich die Geschichte gerne gelesen habe.
Der Erzählstil ist modern, teeniehaft und lässt sich gut lesen, auch wenn mir zuweil die Dramen der Hautpfigur etwas dick aufgetragen erscheinen.
Die Charaktere sind angenehm ausgearbeitet, auch wenn es auf emotionaler Ebene noch Luft nach oben gibt.
Flora ist noch Schülerin, ihr Vater ist verstorben, ihre Mutter hat sich gerade neu verliebt, ihre Oma Gracia will nur wenig mit ihrer Enkelin zu tun haben. Sie ist jedoch eine der Schlüsselfiguren in der Geschichte und verschwindet immer mal wieder für Tage. Es besteht eine kalte Distanz zwischen den beiden, und mir ging es gehörig auf die Nerven, dass Flo sie immer nur mit dem Vornamen ansprach. Flo ist nicht die typische Helden, sie ist verunsichert, teils sprunghaft emotional, natürlich gleich in zwei Jungen verliebt, die nicht unterschiedlicher sein könnten, und sie stolpert von einer Katastrophe in die nächste, was sie aber auch irgendwie liebenswert macht.
Neva wird ihre Partnerin bei der ASGA, um verschwundene und verfluchte magische Märchengegenstände aufzutreiben, dabei stellt sich heraus, das Schneewittchen nicht mehr immun gegen die Magie ist und immer wieder an den Vergiftungen leidet, die die Gegenstände verursachen. Sie ist eine Zicke, hat aber das Herz am rechten Fleck und sie verbindet eine enge, innige Beziehung zu Hektor, in den sich Flo verliebt hat.
Timus ist der zweite Herzensmann, aus der Linie der Fürchtenichts (Der der auszog, um das Fürchten …).
Im Grunde genommen werden einige Märchen bunt miteinander vermischt, was eigentlich gut gelungen ist. Die Spannung konnte leider nicht durchgängig gehalten werden, aber trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen und werde mir wahrscheinlich auch die Fortsetzungen zu Gemüte führen, schon allein weil ich wissen möchte wie es mit Flo, Val, Neva und Co weiter geht.
„Das letzte Dornröschen, Märchenfluch“ ist eine nette Geschichte mit viel Potenzial und ich kann das Buch weiter empfehlen. Gerade die Mädels im Teeniealter denke ich, werden viel Freude mit dem Buch haben, da es viel Drama und Gefühl bietet. Es werden zwar einige Klischees bedient (und das ist auch okay), trotzdem hält das Buch auch einige überraschende Wendungen bereit.
Das Cover ist sehr hünsch, sowohl die Rosen als auch der Frosch finden Platz in der Geschichte.
Fazit: schöne Märchenadaption mit viel Potenzial. 3,5 Sterne.