Ein Naturführer der etwas anderen Art
"Wilde Pflanzen essen" ist ein Naturführer und Sachbuch der etwas anderen Art. Auf 144 Seiten präsentiert Christine Rauch alias Survival Siglinde verschiedenste Kräuter, Sträucher und Bäume, die sich in der freien Wildbahn finden lassen. So verschieden die einzelnen Pflanzen sind, so haben sie doch eine Sache gemeinsam: Alle machen sich total gut als essbarer Snack oder verleihen dem Lieblingsrezept das "gewisse Etwas".
Das Buch beginnt mit einer kurzen, sympathischen Einführung in die Thematik. Survival Siglinde erklärt dem Leser die Vorteile von wilden Pflanzen, wie man sie am besten sammelt und aus welchen Teilen so eine Pflanze eigentlich besteht. Anschließend folgt eine Vorstellung der einzelnen Pflanzen, unterteilt in die oben genannten Kategorien, ebenso wie eine Rezepteübersicht. Ich persönlich würde mich nicht als Wildpflanzenkenner beschreiben und habe so gut wie keine Vorkenntnisse mitgebracht. Dadurch gab es für mich natürlich umso mehr zu entdecken. Ich bin mir jedoch sicher, dass auch in dem Bereich etwas erfahrenere Leser noch das ein oder andere lernen können. Denn Survival Siglinde erklärt - ergänzt durch witzige, unterhaltsame Kommentare - nicht nur, wo die einzelnen Gewächse zu finden sind, was für Nährstoffe sie mitbringen und welche Heilkünste ihnen zugesprochen werden, sondern gibt auch noch einige Rezept- und Verwendungsideen mit an die Hand. Aber Vorsicht: Kochbegeisterte, die stets genaue Mengenangaben und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für ihre Gerichte benötigen, werden hier vermutlich eher enttäuscht werden. Denn es handelt sich bei den meisten Rezepten eher um eine Idee beziehungsweise grobe Inspiration ohne detaillierte Vorgehensweise, was für mich selbst allerdings keinen Kritikpunkt darstellt, da ich gerne nach Gefühl vorgehe.
Neben dem besonderen Humor trägt unter anderem auch die Gestaltung des Sachbuches dazu bei, es nicht aus der Hand legen zu wollen. Denn diese ist kunterbunt, gleichzeitig aber auch sehr gut durchstrukturiert. Es hat mir unheimlich viel Spaß bereitet, die vielen kleinen und großen Illustrationen zu entdecken.
Meiner Meinung nach hätten die tollen Zeichnungen aber noch durch Fotos der Pflanzen ergänzt werden können. Bei einigen Pflanzen gibt es ja bekanntlich giftige, zum Verwechseln ähnliche Doppelgänger. Allein durch Zeichnungen und Worte finde ich eine genaue Unterscheidung an dieser Stelle schwierig. Zwar bietet der Verlag eine App an, die man mit dem Buch verknüpfen und auf welcher man anschließend Fotos finden kann, ich persönlich bevorzuge es bei solchen Punkten jedoch, alles kompakt an einer Stelle zu haben.
Nichtsdestotrotz finde ich diesen Naturführer gut gemacht und würde ihn vor allem empfehlen, um sich einen Überblick über viele verschiedene Wildpflanzen zu verschaffen und Inspiration für die Küche einzuholen. Ich kann mir "Wilde Pflanzen essen" auf Grund der farbenfrohen, spannenden Gestaltung auch gut vorstellen, um Kindern erste Berührungspunkte mit der Thematik zu ermöglichen - auch, wenn das Buch wohl primär für Erwachsene gestaltet wurde.
4/5 Sterne