Erschreckend authentischer, schonungslos bedrückender Roman aus dem Warschauer Ghetto. Muss man gelesen haben!
Buchinhalt:
Polen 1939: Im Warschauer Ghetto bringt die junge jüdische Mutter Rosa eine kleine Tochter zur Welt. Im Grauen des Holocaust bleibt den Eltern keine andere Wahl: sie geben das Baby Fluchthelfern, um ihm so das Leben zu retten. Einziges Erkennungszeichen, um die Familie irgendwann wieder zu vereinen, ist ein goldenes Medaillon, dessen Hälften Mutter und Kind um den Hals tragen. Durch die Umstände von Flucht und Überleben kommt das Baby schließlich zu Sophia, die starke Gefühle für das jüdische Kind entwickelt – erst recht, als der leibliche Vater nach dem Krieg nach seinem Kind sucht....
Persönlicher Eindruck:
Vorab: der Roman enthält sehr explizite Passagen des Grauens, das der Holocaust über die Juden brachte. Das sollte man vor dem Kauf wissen. Es ist ein sehr authentischer und auch schonungsloser Roman, der den Leser mitnimmt in ein dunkles Kapitel deutscher – und auch polnischer Geschichte.
Zunächst beginnt das Buch mit zwei separaten Handlungssträngen, die zunächst nichts miteinander zu tun haben. Zum einen erzählt der Roman von Itzhak und Rosa, einem jüdischen Ehepaar, das hinter den Mauern des Warschauer Ghettos lebt und trotz Furcht um das eigene Lesen ein kleines Kind zur Welt bringt. Zum anderen die Geschichte von Sophia, die mit ihrer Freundin Terri heimlich Essen und Medikamente in das jüdische Ghetto schmuggelt und sich im Widerstand engagiert.
Beide Handlungsstränge vereinen sich, als Sophia von einer Fluchthelferin das jüdische Baby in den Arm gedrückt bekommt. Das setzt eine Kette von Ereignissen in Gang, die schließlich bis weit nach Kriegsende nachhallen.
Ich sage ganz offen: ein ähnlich schonungsloses, authentisches und mitreißendes Buch zum Thema Warschauer Ghetto und Holocaust wird es wohl kein zweites Mal geben. Die Geschichte hallt sehr lange nach und nimmt den Leser an vielen Stellen emotional mit bis an seine Grenzen. Dabei ist man als Leser ständig angehalten, zu reflektieren, wie man selbst wohl in einer solchen Situation entschieden hätte.
Der christliche Aspekt ist dabei angenehm dezent und dennoch tragend in den historischen Kontext eingeflochten und beleuchtet Themen wie Nächstenliebe, Mitgefühl, Gottvertrauen und Hoffnung in einer Welt voll Hoffnungslosigkeit, Leid und Angst. Die Entscheidung, wie weit jeder Einzelne bereit ist, für die Angehörigen oder aber auch vollkommen Fremde zu gehen und das eigene Schicksal hinten anzustellen, zieht sich durch den Roman wie ein roter Faden.
Ohne zu viel verraten zu wollen endet die Geschichte versöhnlich und gut, auch wenn die Brisanz und die Schrecken des Naziterrors für die jüdische Bevölkerung mich davon abhalten, von einem Happy End im klassischen Sinne zu sprechen. Der Schluss ist rund, aber dennoch so weit offen, um weiterführenden Gedanken Raum und dem Leser Stoff zum Nachdenken zu geben.
Für mich ein wahres, wenn auch erschreckend-bedrückendes Lesehighlight, das im Kern auf mehreren wahren Begebenheiten fußt und das man unbedingt gelesen haben muss!