Ada Lovelace, Charles Babbage, Geister und Maschinen
Wie immer, freue ich mich sehr, wenn ein neuer Aaronovitch auf dem Buchmarkt erscheint und selten dauert es lange, bis ich ihn in meinen Händen halte. Für mich ist jeder Band ein Garant für ein paar Stunden bester Unterhaltung. ‚Ein weißer Schwan in Tabernakel Street‘ ist nun schon der 8. Band der Peter Grant-Reihe von Ben Aaronovitch und für mich war es wie ein Wiedersehen mit alten Bekannten.
Nachdem der Gesichtslose im letzten Band, dummerweise unter Peters Obhut, das Zeitliche gesegnet hat, ist die Reihe zwar auch seinen Obermotz-Bösewicht los, bietet aber so die perfekte Hintergrundgeschichte für Peter, um Undercover in einem neuen Fall zu ermitteln. Im Londoner Schausteller-Winterquartier wurden eingebrochen und die Lochkarte ‚Die Zahlenzauberin‘ der dort eingelagerten Jahrmarktsorgel gestohlen. Bei der Untersuchung des Falls entdeckt Peter deutliche Vestigia, Spuren von Magie, die ihn zum aufstrebenden Hightech-Startup-Unternehmen Serious Cybernetics Corporation führt. Als verdeckter Ermittler wird er ins Unternehmen geschleusten und gerät dort in Berührung mit einer magischen Technologie, die ebenso große Faszination wie auch finsterer Wahnsinn birgt. Letztendlich liegt es wieder einmal in seiner Hand, gewitzt und unkonventionell, vor der Pforte der Finsternis stehend, die Welt zu retten.
Natürlich ist Peter nicht allein. Ihm stehen wie immer sein Vorgesetzter, Mentor und höchster Magier Englands, Thomas Nightingale, sowie seine Freunde aus Polizei, Demi-Monde und der Götterwelt tatkräftig zur Seite. Und das ist das Schöne an diesem Buch. Man erfährt nicht nur etwas über die historischen Persönlichkeiten wie Ada Lovelace und Charles Babbage, gerade so viel, dass der Wissensdurst geweckt ist und man Tante Google nach mehr fragen möchte. Das alles ist dazu in ausreichend Spannung gepackt, dass man die Recherche dann zumindest bis zum Kapitelende schiebt, oder zum übernächsten. Mit den Freunden und Bekannten, die Peter seit Band 1 begleiten, fühlt man selbst eine Art Verbundenheit. Seine eigene Flüsse-von-London-Clique im Kopf, mit netten, nervigen und sympathischen Figuren, die man in jedem Band gerne wieder trifft. Darin eingebettet führt die Handlung im geschwungenen Spannungsbogen, der auch zum Spurenlesen und Mitraten einlädt, zu einem actionreichen Showdown. Am Ende bleiben noch ein paar Fragen offen, die vielleicht in der Zukunft noch eine Rollen spielen könnten. Ein besonderes Ereignis steht kurz bevor und schon allein das, macht mich neugierig auf die Fortsetzung.
Sicher ist die Peter-Grant-Reihe am besten wenn man sie in der richtigen Reihenfolge liest, aber Band 8 ist, meiner Meinung nach auch ohne Vorkenntnisse gut lesbar.
Ganz viel Plus und ein kleines Minus:
Auch wenn diese dtv-Premium Paperback-Ausgabe im Format nicht mehr zu seinen Vorgängern passt, das ist schade, aber nicht so schlimm, frage ich mich immer noch, was der Titel mit dem Inhalt zu tun hat. Wer oder was ist der weiße Schwan? Irgendwie komm ich nicht drauf.
Meine Empfehlung für dieses Buch
... geht an alle Fans skurriler, sympathischer und actionreicher Urban-Fantasy. Gespickt mit jeder Menge Anspielungen auf Popkultur, kreativer Einfälle, wunderbarer Magie, mythischer Gestalten und der großen Liebe zu London, findet diese Reihe verdient immer mehr Anhänger. So locker und frechen inszeniert, ist es bestimmt schon für Jugendliche ab 13 Jahren ein großer Spaß.
Kurzmeinung:
Künstliche Intelligenz und die Grenze zwischen Mensch und Maschine. Ada Lovelace, Charles Babbage, Geister und Maschinen. Wieder ein actionreicher Fall für Peter Grant und ein Herz für Computer-Nerds und Bibliothekar*innen